Thums Wulfhorst R10 ist grundsätzlich ein sehr verlässliches Fahrzeug, zuletzt nervte er aber mit zwei Problemen. Zum Einen braucht er eine lange Warmlaufzeit, bevor man losfahren kann und zum Anderen bleibt gelegentlich der Kraftschluss zum Hinterrad aus. Zweiteres ist nicht nur lästig, es ist rundheraus gefährlich und muss unbedingt abgestellt werden.
Der 2007er Vivacity Mk2 auf dem der R10 basiert ist leider ein typischer Peugeot: Furchtbar verbaut und extrem verschachtelt. Für sinnvolle Schraubereien muss mehr oder weniger die komplette Verkleidung weg. Unterm Carport in Sachsen ist das nicht zu machen, darum habe ich die Karre ja auch mitgenommen. Es ist schon ein riesen Unterschied, ob man Bodenturnt oder auf einem Hubtisch arbeiten kann.
Die Ursache für die Probleme kann eigentlich nur ein mechanischer Defekt am Motor sein. Letztlich hilft hier nur, das Fahrzeug grundlich zu inspizieren. Angefangen mit den Wellendichtringen, die natürlich beide hinüber sind.
Das Fahrzeug ist eben auch schon 13 Jahre alt und entsprechend Anfällig gegen solche Verschleißprobleme. Gelaufen ist der Motor zwar immer noch erstaunlich gut, aber es hilft nichts. Hier müssen Neuteile her.
Gleiches gilt auch für die Riemenscheibe der Variomatik. Hier ist die Verzahnung im Begriff aufzugeben, ein Schwachpunkt, der sich in letzter Zeit bei mehreren Peugeot-Rollern gezeigt hat. Scheinbar ist dies etwas, auf das man ein Auge haben sollte.
Generell sind hier aber sämtliche Verschleißteile fällig. Zum Teil aufgrund ihres Alters, zum Teil aufgrund der Laufleistung. Eine große Inspektion wäre sowieso bald fällig gewesen, insofern war dies zu erwarten.
Die defekten Wellendichtringe liefern nebenbei auch einen guten Grund, warum der Motor warmlaufen muss. Was allerdings zu diesem Zeitpunkt noch fehlte, ist eine Erklärung für die gelegentlichen Anfahrprobleme.
Hier erwies sich wieder einmal größtmögliche Sorgfalt als Schlüssel. Denn nach einer groben Reinigung aller Antriebskomponenten erschienen diese noch als brauchbar. Erst eine wirklich tief wirkende Reinigung förderte den potentiellen Schuldigen ans Licht.
Der Wandler weißt üble Rattermarken auf, diese sind vermutlich das Resultat einer "flatternden" (weil verschlissenen) Steigbahn. Auf den ersten Blick war dieser Schaden nicht zu erkennen. Ein neuer bzw. guter, gebrauchter Wandler sollte hier eigentlich für Abhilfe sorgen. Oder zumindest für Klarheit, ob die Fehlerursache nicht doch andernorts zu finden ist.
Überhaupt ist gründlich sauber machen bei diesem Fahrzeug in hohem Maße geboten. Außerdem braucht der Roller auch kosmetisch einiges an Zuwendung, dazu aber beim nächsten Mal mehr.
Normalerweise steht einwandfreie Technik bei mir immer vor der Optik eines Fahrzeugs auf dem Programm. Allerdings gibt es bekanntlich keine Regel ohne Ausnahme, so auch in diesem Fall.
Die völlig verwüstete Verkleidung des R10 brauchte dringend frischen Lack, aber um diese Jahreszeit ist das schwierig. Die Werkstatt ist nicht isoliert und entsprechend kalt wird es daran. Bald zu kalt zum Lackieren, egal wie viele Heizlüfter ich aufstelle.
Darum stand der heutige Arbeitstag ganz im Zeichen der Neulackierung des "Schweren Gustav". Angesichts des Zustandes der Verkleidung eine Mammutaufgabe.
Letztlich spottet es jeder Beschreibung, wie viel Arbeit notwendig war um die Kunststoffteile in einen halbwegs vorzeigbaren Zustand zu versetzen. Mehrere Schliffe und Primerschichten später war dann aber alles soweit, dass die neue Farbe drauf konnte.
Die Wahl fiel dabei auf "Tulpenblau hell" aus dem Farbsortiment der Molotow Graffiti-Lacke. Das Zeug hat sich ja schon in der Vergangenheit als Rollerlack bewährt. Insbesondere dann, wenn kein perfektes, sondern nur ein gleichmäßiges und robustes Finish gewünscht ist.
Tatsächlich wirkt der ziemlich wuchtige R10 in diesem Farbton deutlich leichter als im originalen schwarz-silbernen Farbkleid.
Der Heckpanzer besteht beim Vivacity in klassischer Peugeot-Bauweise, aus mehreren Platten, die zu einer Einheit verbunden und dann an den Roller montiert werden. Ein Nachteil dieser Bauweise ist, dass die Verbindung im Heckbereich immer einen Schwachpunkt darstellt. Natürlich sind auch in diesem Fall die Haltenasen an dieser Stelle gebrochen.
Wie gesagt, dass soll nicht perfekt werden, weshalb es die übliche Lösung mit einem Stück Versicherungskennzeichen tut.
So sitzt das Heck wieder sauber und fest am Roller. Die Montage der Blinker muss aber noch überarbeitet werden, das ist so wirklich nicht ideal. Da der Heckpanzer für die restlichen Technikarbeiter aber sowieso nochmal runter muss, habe ich mich damit heute nicht mehr befasst.
Um die Lackarbeiten heute möglichst abzuschließen, waren die hinteren Kotflügel auch noch dran. Diese sind speziell für den R10 aus GFK angefertigte Teile, mit einer optisch netten Sicke auf der Oberseite.
Solche Details reizen natürlich dazu, sie etwas hervorzuheben. Nicht nur um zu zeigen, dass das Fahrzeug eine Sonderlackierung trägt, sondern auch um es optisch leichter erscheinen zu lassen.
An diesem Punkt war dann für heute aber Feierabend. Es war ein langer Werkstatttag, aber gut, manchmal ist auch Blau machen harte Arbeit.
Eigentlich hatte ich heute etwas anderes vor, aber dann war doch Zeit, um am R10 weiter zu arbeiten. Manchmal haben unerwartete Planänderungen eben auch ihr Gutes.
Angefangen habe ich damit, dass ich den Antriebsstrang aus dem Motor des vor einiger Zeit geschlachteten SV50 ausgebaut habe. Denn dessen Wandler sollte in den R10 einziehen.
Eine etwas kitzlige Sache, denn einige Leute waren im Vorfeld der Meinung, dass die Wandlereinheit des SV nicht in den neueren, langen Motor passt. Zumindest in diesem Fall tut sie es aber. Es ist aber durchaus möglich, dass es verschiedene Versionen gab, darum würde ich daraus keine allgemeine Regel machen.
Der neue Wellendichtring auf der Antriebsseite zog auch noch ein, damit war dann alles bereit für den Wiedereinbau des Antriebs.
Antriebsriemen und Fliehgewichte sind natürlich neu, ebenso die Riemenscheibe. Hier sind also erstmal keine neuen Probleme zu erwarten.
Für den Vergaser, der ja auch ein gebrauchtes Ersatzteil ist, gab es dann zur Sicherheit noch ein Revisionskit. Mit frischen Dichtungen und Verschleißteilen sollte die Gasfabrik auch wieder ordentlich funktionieren.
Die Einlasskonstruktion der Peugeot-Motoren ist alles aber nicht ideal. Dafür ist sie recht montagefreundlich, was dieses Kapitel zu einem schnellen Abschluss brachte.
Da die Getrenntschmierung bei diesem Fahrzeug sowieso nicht mehr funktioniert, habe ich anschließend noch den Öltank ausgebaut. Einen gefüllten Öltank sinnlos spazieren zu fahren ist nicht wirklich ideal, die Karre ist schon schwer genug.
Ein weiterer Vorteil dieser Arbeit ist, dass man Gelegenheit bekommt sämtliche Befestigungen des Hecks zu überarbeiten. Nahezu alle Schrauben in diesem Bereich waren locker und/oder beschädigt. Einer von vielen Gründen, warum der Roller zur regelrechten Klapperkiste geworden war.
Aus technischer Sicht blieben dann eigentlich nur noch ein neuer Wellendichtring auf der Zündungsseite und der Wiedereinbau der Zündanlage.
Der Auspuff verlor im Zuge dessen noch ein wenig Rost und gewann etwas frische Farbe. Jetzt war auch ein erster Probelauf des Motors möglich.
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Für heute war damit erstmal Feierabend. Der Roller ist jetzt ohnehin schon weiter als eigentlich geplant. Mit etwas Glück bekomme ich ihn am Wochenende soweit fertig, dass eine erste Probefahrt möglich ist.
Am Mittwoch war die Technik des R10 soweit fertig geworden, also standen heute eigentlich nur noch die viel beschworenen Restarbeiten auf dem Programm.
Auf Elektrik des Rollers machte dabei den Anfang, denn zur Demontage waren ja alle Verbindungen getrennt worden. Das neue Rücklicht, mit den jetzt rot lackierten Blinkerkappen, kam als erstes wieder an seinen Platz.
Beim Umbau zum Dreirad wurden ja, aufgrund der Zulassungsvorschriften, die originalen Blinker stillgelegt und durch Zusatzblinker ersetzt. Außerdem hat der R10 eine kurios anmutende Positionslampe auf der Front, diese kam natürlich auch wieder an ihren Platz.
Als letztes Relikt der Getrenntschmierung flog anschließend noch die Ölpumpe raus. Der R10 hat schon die elektrische Pumpe neuerer Peugeots, ein nicht unumstrittenes System, das hier keinen Ärger mehr machen wird.
Außerdem stand für heute noch der Job auf dem Programm, vor dem es mich am meisten gegraust hat. Zum Wechseln des Getriebeöls muss beim R10 die Hinterachse raus. Handwerklich nicht schwierig, aber aufgrund des Gewichts des Teils ziemlich haarig.
Die sog. "Panzerachse" macht ihren Namen jedenfalls alle Ehre.
Nach einem abschließenden Bremsflüssigkeitswechsel ging es dann auf die erste Probefahrt. Der Roller läuft sehr schön und die Sache sollte damit erledigt sein. Letztlich war das ja alles weniger wild als befürchtet und das Fahrzeug kann hoffentlich bald zurück zu Thum. In der Hoffnung, dass es noch viele Ausfahrten und Touren zuverlässig absolvieren wird.
Ja, das ist wohl wirklich DAS Detail bei der Sache. Dem Ding die "Hörner" zu stutzen lässt die Front deutlich stimmiger aussehen.
Ich gebe ja zu, dass ich den Vivacity generell optisch gut finde. Das ist m.E. einer der stimmigeren Roller von Peugeot aus jener Zeit. Speziell wenn man ihn mit Kotzkübeln wie dem Schiebfight oder TKR vergleicht, die ja auf der gleichen Plattform aufbauen. Mit der Technik von Peugeot werde ich mich aber nicht mehr anfreunden, da ist zu viel von Honda geerbter Unsinn verbaut.
slooowrider
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