Navigation

Für einen 50er Tourer ist die Navigation oftmals schwieriger als mit anderen Fahrzeugen. Navigationssysteme und Routenplaner sind nicht für 50er ausgelegt. Das Vermeiden von Autobahnen, Kraftfahrstraßen und viel befahrenen Bundesstraßen ist leider nicht vorgesehen.
Vielleicht können meine Ausführungen und Tipps weiterhelfen.

Ich erhebe mit diesen Angaben hier keinen Anspruch auf Rechtssicherheit, Richtigkeit der Angaben oder Vollständigkeit und gebe keinerlei Garantien!
Wenn ihr Fehler entdeckt oder zusätzliche Informationen besitzt, lasst es mich bitte wissen.

Es gibt natürlich unterschiedliche Methoden voranzukommen. Das reicht von der GPS-Navigation mit Routenführung, über Straßenkarten bis zur Kompassnavigation. Wie man sich orientieren möchte liegt bei den Vorlieben des Fahrers.

 

Routenplaner:
Wenn jemand seine Routen vorab planen will gibt es unterschiedliche Tools, welche man nutzen kann. Erwähnenswert ist, dass man hier immer auf Kraftfahrstraßen achten muss. Vorab kann ich sagen, dass es die perfekte Lösung noch nicht gibt.
Solche geplanten, und als .gpx exportierte, Routen lassen sich gut mit einem Outdoor-GPS-Gerät / Navi kombinieren. Dann fällt die Wegfindung leichter.
Folgende Planer sind empfehlenswert:

Routino:
Das ist ein einfacher Routenplaner, welcher auf OSM (OpenStreetMap) basiert. OSM wird von Privatleuten ohne Bezahlung gepflegt und bietet eine hohe Aktualität.
Kraftfahrstraßen werden von Bundesstraßen unterschieden! Das ist für uns 50ccm-Fahrer besonders wichtig.
Zusätzlich werden sie in der Karte farblich (grün) von Bundesstraßen (rot) und Autobahnen (blau) unterschieden. Aber Vorsicht! Es sind noch nicht alle existierenden Kraftfahrstraßen eingetragen! Aber täglich wird das Kartenmaterial besser!
Außerdem routet er über relativ kleine und kurvige Sträßchen, was die Fahrstrecke verlängert. Darum würde ich ihn für Urlaubs- und Spaßfahrten benutzen, bei denen mehr der Fahrspaß als schnelles Ankommen zählt.

Zur Routenerstellung sind folgende Schritte notwendig:
1: In der Kategorie „Wegpunkte“ klickt man rechts auf das Fragezeichen (?). Dann gibt man in das Suchfeld den Abfahrtsort ein und bestätigt mit RETURN. Nun erscheint eine Liste mit möglichen Orten, also sucht den Richtigen per Klick aus. Genauso macht ihr das mit allen weiteren Wegpunkten.
2: Nun klickt ihr in der Kategorie „Fortbewegungsart“ auf „Moped“.
3: In der Kategorie „Suche“ klickt ihr wahlweise auf „kürzeste“ oder „schnellste“ Streckenführung und die Route wird berechnet. Für mich macht die Option „schnellste“ mehr Sinn.
4: Falls ihr eine GPX-Datei für euer Navi erstellen wollt, klickt ihr nach der Routenberechnung auf „GPX Track-Datei“. Es öffnet sich nun ein Fenster. Ihr markiert den gesamten Text und fügt ihn auf eurem PC in eine TXT-Datei ein, speichert ab und benennt die TXT-Datei in „route.gpx“ um. Passt auf dass sie nicht „route.gpx.txt“ heißt!

MotoPlaner:
Das ist auch ein sinnvoller Planer. Hier gibt es schöne Reliefkarten und andere Karten, welche nützlich sind.
Leider wird man hier über Kraftfahrstraßen geroutet, da auf die Routenberechung von Google Maps gesetzt wird.
Aber wenn man auf OSM (OpenStreetMap) umschaltet, werden Kraftfahrstraßen farblich unterschieden. Sie sind grün und lassen sich so manuell vermeiden. So könnt ihr eure geplante Route nach diesen Straßen durchsuchen und abändern.
Die Google Maps Navigation ist sehr direkt, weshalb sich dieser Planer für Stecken eignet, wenn man schnell ankommen will.
Routenpunkte setzt ihr mit einem einfachen „Klick“. Jeder weitere Klick hängt ein Zwischenziel an! Zum Entfernen von Punkten muss dieser rechts angeklickt werden. Das „Routenziehen“ ist möglich und erleichtert die Arbeit.
Die beste Option ist, dass die selbst zusammengebastelte Route als Track exportieren werden kann. Am universellsten ist das Garmin-Format .gpx, welches eigentlich jedes Navigationsgerät lesen kann.

Routeconverter:
Sehr nützlich ist der Routeconverter. Er wird in Eigenregie programmiert und beherrscht eine Menge Track-Formate, zum Beispiel für Garmin, TomTom oder auch CoPilot. Um selbst aufgezeichnete Tracks zu bearbeiten ist das Programm ideal, ebenso um das Format eines vorhandenen Tracks zu ändern. Routen kann man auch hier erstellen, für Fuffies gibt es aber, wie oben beschrieben, bessere Alternativen.

Google Earth:
Dieses Programm ist sehr praktisch mit den integrierten Satellitenbilder. Auch kann man hier Ortsmarkierungen setzen. Diese benutze ich um sämtliche Ziele auf einer Tour abzuspeichern. Wenn ich mir etwas ansehen oder dort vorbeifahren möchte, setze ich einfach einen Punkt. Das ist sozusagen meine „To-Drive-Liste“. 🙂

Google Maps:
Das dürften die meisten kennen.
Im Gegensatz zu Google Earth muss es nicht installiert werden. Die Streetview-Funktion ist erwähnenswert, da diese Fotoaufnahmen von vielen Straßen enthält. Die Streckenführung ist oft sehr direkt, was vielbefahrene Straßen mit einschließt.
Im Programm ist es möglich zwischen Straßenkarte, Satellitenbildern und Geländekarte umzuschalten.

 

GPS-Navigation mit Routenführung:
Hierunter fallen alle normalen „Navis“, welche in Autos benutzt werden und Ähnliche. Auch gibt es für moderne Smartphones Navigationssoftware zum Nachrüsten für 30-60€. Gemeinsam haben alle die Standorterfassung per GPS-Satelliten, welche bei jedem Wetter, immer sehr genau funktioniert. Nur in tiefen Schluchten, Tunnels oder Unterführungen können „Funklöcher“ auftreten.
Geräte aus dem Automobilbereich sind üblicherweise nicht wasserdicht. Das kann sehr schnell zum Problem bei Regen werden. Es gibt aber wasserdichte Taschen für viele Geräte und auch Smartphones. Alternativ kann man wie ich ein wasserdichtes Smartphone nutzen oder spezielle wasserdichte Motorrad-Navis.
Der Vorteil dieses Systems ist die Narrensicherheit. Man weiß jederzeit wo man ist und durch die Routenführung auch wohin man fahren muss.
Nachteilig ist, dass so ein Gerät am Fahrzeug geladen werden muss. Notfalls muss man eine 12V Steckdose nachrüsten. Ebenso fällt die Abhängigkeit von der Elektronik ins Gewicht. Fällt das Gerät aus, steht man eventuell dumm da. Aus diesem Grund würde ich immer zusätzlich Straßenkarten mitführen oder einen Kompass.

Navigationssoftware im Vergleich:

Copilot: Ist eine Smartphone-App. Das System ist relativ unbekannt, aber ich nutze es seit einigen Jahren. Für 50er Tourer ist es meiner Meinung nach die beste Wahl, wenn auch lange nicht perfekt.
Die Kartenabdeckung ist akzeptabel und weitere Regionen lassen sich leicht nachrüsten.
Die Routenführung kann man bei Copilot sehr differenziert einstellen. Ich erläutere gleich die einzelnen Wahlmöglichkeiten und führe meine Einstellungen auf, welche sich bei mir bewährt haben:

Optionen:

Kartenanzeige:
Ich schalte alles an, denn ich möchte alles im Blick haben.
Ton:
Diesen schalte ich aus! Man hört nichts unter dem Helm und Passanten müssen nicht wissen wo ich hinfahren will. 🙂

Route:

Fahrzeugoptionen:
Meine Einstellung: Motorrad / Kürzeste Strecke.
Achtung: Copilot wertet die Option „Schnellste Strecke“ plus Autobahn „äußerst vermeiden“ als unsinnig und lotst dann trotzdem über Autobahnen! Also immer auf „Kürzeste Strecke“ stellen. Für Fuffi-Fahrer ist die kürzeste Strecke auch meistens die Schnellste. 😉

Eigenes Tempo für Straßentypen:

Autobahnen:
Meine Einstellung: Autobahn äußerst vermeiden / Tempo 10.
Der Begriff ist wohl selbsterklärend. Leider bietet Copilot keine Möglichkeit an, Autobahnen zu verbieten (Diese Option soll eventuell bald kommen, laut Support). In seltenen Fällen kann man unter Umständen auf die Autobahn gelotst werden. Also immer Augen auf, auch bei geführter Navigation! Ich sage nur: „Bitte fahren sie geradeaus über den Kreisverkehr“. Es soll „Menschen“ gegegben haben, die das dann wortwörtlich ausgeführt haben.
Schnellstraßen:
Meine Einstellung: Schnellstraßen äußerst vermeiden / Tempo 40.
Schnellstraßen können nicht immer vermieden werden, da Kraftfahrstraßen, wie auch normale Bundesstraßen, unter diese Kategorie fallen. Darum ist hier auch das Tempo 40 gewählt, da sonst die Fahrtdauerberechnung nie stimmt. Man sollte hier bedenken, dass man Umwege in Kauf nehmen muss, wenn man hier „äußerst vermeiden“ wählt, da viele Straßen umfahren werden müssen. Das kann die Wegstrecke unter Umständen bis zu 30% verlängern. Allerdings ist es die sicherste Variante, um so selten wie möglich auf eine Kraftfahrstraße gelotst zu werden. 100% vermeiden kann man das mit „äußerst vermeiden“, wie bei den Autobahnen, aber auch nicht.
Ich würde mir seitens Copilot wünschen, dass zwischen Bundesstraßen und Kraftfahrstraßen unterschieden werden kann.
Hauptstraßen:
Meine Einstellung: Neutral / Tempo 30.
Das sind breite Straßen innerorts, idealerweise mit „Grüner Welle“.
Landstraßen:
Meine Einstellung: Neutral / Tempo 40.
Dazu zählen Straßen außerorts, welche nicht in die Kategorien Autobahnen und Schnellstraßen fallen.
Nebenstraßen:
Meine Einstellung: Neutral / Tempo 20.
Hier sind Nebenstrecken in der Stadt gemeint.

Navigon: Leider wurde Navigon von Garmin aufgekauft. Wahrscheinlich bietet Navigon deshalb neuerdings nur noch sehr begrenztes Kartenmaterial an. Es gibt nur noch Karten für Europa und Nordamerika. Bei Smartphone-Nutzern ist anzumerken dass man bei der Europa-Version keine Karten nachkaufen kann! Für mich disqualifiziert sich damit dieses System.
Über die Routenführung kann ich nichts sagen, da ich Navigon zuletzt vor vielen Jahren genutzt habe.
Navigon gibt es als Stand-Alone-Geräte zu kaufen, wie auch als Smartphone-App

Garmin: Hat weltweit die größte Kartenabdeckung und auch die größte Community, welche auch viele topografische Karten anbietet. Somit ist dieses System ideal für Weltenbummler.
Die Routenführung ist für 50er akzeptabel. Es gibt eine Option „Hauptverkehrsstrecken vermeiden“, welche Autobahnen, Kraftfahrstraßen und viel befahrene Bundesstraßen ausspart. Leider kann man hierbei nicht differenzieren.
Neu auf dem Markt ist die Smartphone-App. Ich bitte um Rückmeldung, falls jemand damit schon Erfahrungen hat. Stand-Alone-Geräte gibt es mit Garmin massenhaft.
Was sehr schwer zu bewältigen sein muss ist ein Kartenupdate bei Garmin. Dabei soll schon so mancher Nutzer die „Contenance“ verloren haben. 🙂

Mit anderen Navigationssystemen habe ich keine Erfahrung.

 

Outdoor-GPS-Geräte:
Das sind Geräte die für Outdoor-Aktivitäten (z.B. Wandern, Fahrradfahren, Geocaching) gedacht sind. Sie funktionierien aber auch onroad, sind wasserdicht und haben einen sehr hellen Bildschirm, sind aber auch sehr klobig. Die Akku-Kapazität ist groß und sie funktionieren mit Standard-Akku-Zellen (AA, AAA), welche an jeder Tankstelle oder in jedem Elektronikladen zu bekommen sind.
Im Gegensatz zu „normalen“ Navis laufen sie auch mit topografischen Karten. Das heißt man wird auf einer digitalen Landkarte als Punkt dargestellt und sieht sich in der Draufsicht. Durch die topografische Ansicht stehen teils mehr Informationen zur Verfügung, als bei herkömmlichen Navis. Unproblematisch kann man neue andere Karten laden und hat so ein sehr universelles Gerät zur Hand.
Die eigentliche Routenführung ist dafür im Vergleich zu normalen Navis nicht ganz so komfortabel. Außerdem benötigt die Routenführung routenfähiges Kartenmaterial. Die zu fahrende Route sieht man dann farblich unterlegt und es gibt Abbiegehinweise.
Hat man viele offroad-Strecken mit dabei oder fährt in Gebieten, wofür es wenig Kartenmaterial gibt, ist so ein Gerät die erste Wahl. Fährt man nur auf Straßen ist man mit einem normalen Navi besser bedient.
Auch hier muss man sich bei der Wegfindung auf ein elektronisches Gerät verlassen, muss es also laden können. Um bei einem Ausfall nicht in Brenzlichkeiten zu geraten, empfiehlt sich zusätzlich Straßenkarten oder einen Kompass mitzuführen.
Für Smartphones gibt es mit OruxMaps und Locus entsprechende Apps. Mit diesen bekommt man kostenfrei oder für einen kleinen Betrag einen ähnlichen Funktionsumfang.
Erfahrungsberichte zu solchen Geräten gibt es hier: „Outdoor-GPS Geräte„.

 

Land-/Straßenkarten:
Es sollten eigentlich immer Karten mitgeführt werden, egal wie man navigiert. Sicherheit geht vor.
Ich mag die Karten von Freytag & Berndt. Sie sind zwar etwas ungünstig gefaltet zeigen mir aber alles sehr übersichtlich, was ich brauche.
Vorsicht bei der Maßstabswahl. Bei zu kleinem Maßstab kann die Übersichtlichkeit verloren gehen, da nur ein kleiner Ausschnitt der Tour auf der Karte zu sehen ist. Bei zu großem Maßstab fehlen die Details und vor allem die kleinen Straßen. Ich empfehle einen Maßstab von 1:300.000 – 1:600.000.
Gegenüber GPS-Geräten fehlt bei Karten natürlich die Standortbestimmung. Daher ist eine gewisse Orientierung von Nöten. Bei der Fahrt in Städten und kleinen Landstraßen kann man sich am leichtesten Verfahren. Auf dem Land steht oft nur das nächste kleine Kaff auf den Straßenschildern und das erschwert die Orientierun ungemein. Oft ist man dann gezwungen anzuhalten und auf die Karten zu sehen. Aus diesem Grund bevorzuge ich GPS-Geräte als primäre Wahl.

 

Kompass:
Mit dem Kompass navigiert man natürlich sehr rudimentär. Man muss zwingend den eigenen Standort kennen und die Himmelsrichtung in die man will. Bei Straßen die natürlich nicht immer nur geradeaus führen, kann das Probleme bereiten. Die Kompassnavigation empfiehlt sich nur Fahrern mit entsprechender Erfahrung und sehr guter Orientierung.
Vergessen werden darf nicht, dass der magnetische Nordpol nicht gleich dem geografischen Nordpol ist. Also zeigt ein Kompass nie exakt nach „Norden“.
Falls kein Kompass zur Hand ist gibt es folgende Methoden zur Bestimmung der Himmelsrichtungen:

Kirchen:
Sie werden fast immer in Ost-West Richtung gebaut.
Satellitenschüsseln:
Da fast alle SAT-Schüsseln auf ASTRA-Satelliten ausgerichtet sind, kann man so auch die Himmelsrichtung bestimmen. Sie zeigen in Richtung Süd-Süd-Ost (gilt nur in unseren Gefilden).
Sonnenstand:
Anhand der Uhrzeit und dem Stand der Sonne kann man relativ einfach „Süden“ abschätzen.
Polarstern (Nordstern):
Er befindet sich im Sternbild Kleiner Wagen (Kleiner Bär). Da der Kleine Wagen keine so leuchtstarken Sterne, wie der Große Wagen (Großer Bär) besitzt, findet man den Polarstern am einfachsten über den Großen Wagen. Verlängert man die hintere Bordwand des Großen Wagens um das 5-fache nach „oben“ erreicht man ziemlich genau den hellleuchtenden Polarstern, welcher immer im Norden zu sehen ist.
Anders ausgedrückt, verlängert man die gedachte Verbindungslinie zwischen den beiden hellen hinteren Sternen des Großen Wagens (über dessen „Hinterachse“) um etwa das 5-fache.
Uhrkompass:
Hier braucht man nur eine analoge Armbanduhr mit Ziffernblatt. Richtet man den Stundenzeiger auf die Sonne aus, liegt Süden auf halbem Winkel zwischen Stundenzeiger und der „12“.
Sonnenuhr:
Es wird eine ebene Fläche, 2 Steine und ein gerader Stock benötigt. Diesen steckt man senkrecht in den Boden und plaziert den 1. Stein ans Ende dessen Schattens. Nun wartet man 15min und legt nun ans Ende, des jetzt weiter gewanderten Schattens, den 2. Stein. Verbindet man beide Steine hat man eine Ost-West-Linie.

 

Passanten nach dem Weg fragen:
Grundsätzlich ist das immer praktisch und führt oft zum Ziel. In arabischen und asiatischen Ländern kann man sich aber nicht darauf verlassen! Der eigene Stolz „verbietet“ ihnen zuzugeben, den Weg nicht zu kennen. Lieber schicken sie einen in die falsche Richtung.

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