4. Tagebuch (Nürnberg-Porto, 7000km, 22Tage, 50ccm, 2012)

Servus,
auf zu neuen Ufern könnte der Slogan dieser Tour sein, ich wollte etwas mehr wagen und komplett neue Gegenden kennenlernen. Es war eine beispiellose Erfahrung für mich und ich hoffe ich kann sie euch näher bringen.

Planung:
Über diese Tour dachte ich schon 2011 nach, während ich in den Alpen unterwegs war. Zu dem Zeitpunkt plante ich erst einmal für mich alleine, da der Mitfahrer von 2011 das nicht mitmachen wollte und ich sonst niemanden kannte, welcher solch ein Unternehmen mit mir geteilt hätte. Es sollte ein besonderes Erlebnis werden und ich wollte meine Grenzen neu ausloten. Bei der Planung dachte ich zuerst über Spanien nach, entschloss mich aber, gleich aufs Ganze zu gehen und mir Portugal als Ziel zu setzen. Wenn ich schon mal auf die Iberische Halbinsel fahre, dann nehme ich auch alle Länder mit, das waren so die Grundgedanken.

Es standen zwar auch noch die Karpaten und Skandinavien auf der Löffelliste, aber am meisten reizte mich der warme Süden. Skandinavien ist leider immer noch zu teuer für mich, als Student, und außerdem schreckte mich das häufig wechselnde Wetter ab. Die Karpaten alleine in Angriff zu nehmen war mir dann doch etwas viel Abenteuer, schließlich ist dort auch das Wildcampen oft schwierig, wegen Bären und Wölfen.

Da das grobe Ziel nun feststand, ich aber nicht alleine fahren wollte, startete ich eine Suche über meinen Blog und mehrere Foren nach Mitfahrern. Mehrere interessierten sich dafür, der ein oder andere meldete sich sogar dafür an, aber meistens war es nur heiße Luft. Bis Markus aus Eichstätt sich bei mir meldete. Ab diesem Zeitpunkt planten wir zu Zweit.

Portugal war ihm zu anspruchsvoll, was ich auch verstehen konnte, schließlich teilte ich seine Bedenken, dass weit über 5000km in 3 Wochen einen sehr großes Pensum bedeuten und zu viel des Guten sein könnten. Die Tour wurde auf das Ziel Spanien abgeändert. Als lohnende Zwischenziele boten sich die Westalpen, das Zentralmassiv, die Pyrenäen und Avignon an.

Markus plante gleich seinen Betriebsurlaub passend zu meinen Semesterferien und nun bastelte jeder an seinem Roller, um ihn rechtzeitig tourentauglich zu bekommen. Wir trafen uns auch ein paar Mal um uns kennenzulernen. Das war gut möglich da Eichstätt nur 70km von Nürnberg entfernt liegt.

Kurz vor Start der Tour meldete sich noch Michael aus Ungarn. Er wollte sich gerne der Tour für 2-3 Tage anschließen, um dann wieder zurück nach Ungarn zu fahren. Wir fanden das richtig toll und so waren wir zu Dritt. Michael plante am Abend vor dem Start bei mir in Nürnberg zu sein, hier zu übernachten und dann am nächsten Morgen mit mir auf Piste zu gehen, um Markus abzuholen. Er wollte bis zur Schweizer Grenze mit uns fahren.

Bei mir waren etliche Arbeiten am Roller nötig. Neue Kupplung, neue Variomatik, neuer Antriebsriemen, neue Reifen und einen kompletten Service. Es war eine kostenspielige Runderneuerung für mich. Zusätzlich mussten noch ein paar Ausrüstungsgegenstände besorgt werden.

Sonst vertraute ich voll und ganz meiner bisherigen Ausrüstung und meinem Navi. Diese Dinge waren bei mir inzwischen alle erprobt. Nur ein paar Motorradhandschuhe für den Sommer besorgte ich noch für die Sicherheit. Somit fuhr ich so sicher wie nie zuvor.

Ausrüstung:
Roller, Yamaha Giggle.
Grüner Versicherungsschein für das Ausland.
Zelt, Microfast KT2 Größe 1.
Schlafsack mit selbstaufblasbarer Isomatte.
Campingkocher und sonstiger Kleinkram zum Kochen.
2 Satteltaschen und einen Tankrucksack.
Niedriger Campingstuhl.
Warnweste und Verbandskasten.
DSLR-Kamera Pentax K100Ds mit Tamron 17-50mm und Pentax 55-300mm.
ALK Copilot 9 Naviprogramm auf meinem Motorola Defy.
Zigarettenanzünderbuchse im Helmfach plus Ladekabel fürs Handy am Lenker.
Spezielles Werkzeug für die Variomatik und Kupplung.
Mitgliedschaft beim ACE.
Sprachführer Langenscheidt für Französisch und Spanisch.
Straßenkarten für die benötigten Gegenden.
Sonstiger Kram wie Klamotten, Lampe etc… was man alles braucht.

Hier kann man meine komplette Packliste einsehen.

1. Tag: (Fahren, fahren, fahren)
Wir fuhren morgens um 9Uhr, nachdem die Töffs gepackt waren, mit Vollgas los Richtung Süden. Erstes Ziel war Eichstätt um Markus abzuholen. Es war wunderschönes Wetter, nur noch ein wenig frisch, so früh am Morgen.

Erster kurzer Halt war an der Europäischen Wasserscheide zwischen Nordsee und Schwarzem Meer.

Oft hielten wir nicht an. Wir wollten vorwärts kommen und Deutschland schnell hinter uns lassen. Nachdem wir Markus mittags in Eichstätt abgeholt hatten, fuhr unsere kleine Karawane stoisch auf die Schweizer Grenze zu.

Es war inzwischen sehr heiß geworden. Besonders bekommt man das im Stand zu spüren. Deshalb flogen immer gleich als erstes die Jacken von uns, wenn wir Halt machten. Hier hat mein Navi gesponnen. Der RAM war zu voll, mit Trackaufzeichnung und Navigation hatte ich es überlastet. Nachdem ich ein paar unwichtige Apps deinstalliert hatte, lief es aber wieder problemlos.

Insgesamt war der Tag unspektakulär, machte aber wirklich Spaß. Zu Dritt war ich noch nie unterwegs gewesen. Es ist einfach schön, wenn man Erfahrungen mit jemandem teilen kann. So bekommen Touren einen ganz anderen Wert und sind einfach anders, als wenn man nach Lucky Luke Manier lonely rider spielt.

Gegen Abend suchten wir uns eine abgelegene Wiese und bauten unser Wildcamp auf.

Das zuvor gekaufte Abendessen wurde auf dem Grill zubereitet. Holz für den Grill fand Michael im Wald neben an. Das Feuer wurde mit Ersatzbenzin und der Hälfte meiner Armhaare entfacht. Es war ein sehr gemütlicher Abend und wir hatten alle Spaß. Die Stimmung war ausgelassen und angenehm. Michael entschied sich, uns bis zum Genfer See zu begleiten, sonst hätten wir uns am nächsten Morgen schon von ihm verabschieden müssen.

Zurückgelegte Strecke Markus: 260km.
Zurückgelegte Strecke Michael und Bastian: 330km.

2. Tag: (So ein Rheinfall?)
Aufgestanden sind wir um 7Uhr. Das Camp abbauen schlug immer mit circa einer Stunde zu Buche, so konnte es um 8Uhr weitergehen. Am Abend entschieden wir uns noch, welchen weiteren Weg wir nehmen wollten. Die Wahl fiel auf den Rheinfall. Markus hatte ihn noch nicht gesehen. 2009 war ich auf meiner Tour schon mal dort gewesen, aber der Rheinfall ist immer einen Besuch wert und so konnte ich ihn auch einmal im Tageslicht bewundern. Michael als geborener Schweizer kannte ihn natürlich.

Pause kurz vor dem großen Fall. Es war wieder so heiß dass wir Schutz im Schatten unter Bäumen suchen mussten.

Wir verglichen unsere Angststreifen. Oben Michael, welcher sehr zurückhaltend die Kurven anfuhr und unten ich. Wir waren aber beide gehemmt, Michael wegen seinem hohen Schwerpunkt (bedingt durch seine Gepäckanbringung) und ich wegen meinen, auf dem Asphalt schleifenden Satteltaschen :D.

Warum wir Markus nicht in den Vergleich mit aufnahmen weiß ich selbst nicht.

Nun relaxten wir am Rheinfall in brütender Hitze. Wir hielten uns eine ganze Weile hier auf und schmorten in unseren Kombis. Ich hatte das Glück, dass meine Sympatex Hose wohl deutlich besser ventilierte wie Markus Hose.

Vielleicht mag sich jemand wundern, warum wir angezogen sind als würden wir 1000ccm Maschinen fahren. Aber jeder sollte sich selbst einmal Gedanken, über die Abriebfestigkeit von menschlicher Haut auf Asphalt machen. Und nein, ich möchte das nicht mit 50km/h testen.

Apropos Rheinfall, fast wäre mir mein Rollerschlüssel r(h)eingefall´n. Zum Glück hielt ihn ein Gitter auf.

Hiernach fuhren wir noch einmal kurz nach Deutschland, nutzten dies um einzukaufen, um dann Deutschland für längere Zeit zu verlassen.

Kurzer Stopp in Aargau zum Geld wechseln. Wir waren nun dauerhaft in der Schweiz angekommen.

Ab diesem Zeitpunkt setzten wir uns das Voralpengebirge Jura zum Ziel.

Ich muss sagen die Schweizer, vor allem im dicht besiedelten Norden, sind noch ignorantere Autofahrer, wie die Deutschen. Die führen jetzt meine Negativ-Hitliste an. An diesem einen Tag in der Schweiz gab es mehr gefährliche Situationen, wie auf der kompletten sonstigen Tour zusammengenommen! Das Highlight war eine Frau, welche unsere Karawane innerorts überholen wollte, leider kam dann aber eine Verkehrsinsel, als sie auf meiner Höhe war. Also bremste sie auf meine Geschwindigkeit herunter und zog einfach rüber. Ausweichen konnte ich nicht und bremsen hätte nicht gereicht. Da sie keine Anstalten machte ordentlich zu bremsen und anzuhalten, sondern mich lieber in die parkenden Autos schieben wollte, schrie ich sie durch das offene Fenster so laut an, dass sie zusammenzuckte und fast wieder auf die Insel draufgefahren wäre. Wenigstens hatte ich dadurch doch noch ein wenig Platz bekommen, um meine Haut zu retten. Diese Aktion geschah in voller Absicht und danach regte sie sich noch wild furchtelnd auf, bevor sie 50m weiter rechts abbog. Kommentieren muss ich das Ganze wohl nicht…

Bei einer Karawane ist der Vorderste immer am gefährdetsten, da die Leute dort wieder einscheren wollen. Also immer dran denken wenn ihr überholt werdet!

Und schon waren wir im Jura angekommen, aber verdammt, wir konnten einfach keine Saurier finden. Wirklich eine Sauerei!

Erwischt beim Pausieren.

Wir suchten per Navi eine Möglichkeit, um duschen zu können und fanden sie, in Form des Strandbades Biel am Bieler See.

Ich ging ein wenig im See schwimmen, während die anderen Beiden sich mit der Dusche begnügten. Nachdem wir Drei frisch ausgeruht und geduscht waren, wurde es Zeit für die Zeltplatzsuche, schließlich neigte sich der Tag dem Ende entgegen.

Kurz hinter Biel wurden wir fündig, auf einer Anhöhe mit grandioser Aussicht.

Markus meldete hier das erste Mal seine Bedenken an, dass ihm die Tour zu anstrengend werden könnte und er überlegte nur bis Avignon mitzufahren. Ich war etwas bedrückt und enttäuscht, sagte ihm aber, dass er lieber abbrechen soll, statt es auf dem Zahnfleisch durchzuziehen. Nun stand die Tour auf der Kippe. Falls es soweit kommen würde, müsste ich mich entscheiden, abbrechen oder alleine weiterfahren? Die Entscheidung wurde vertagt, auf den Zeitpunkt wenn Klarheit herrschen würde.

Gekocht wurden Nudeln mit Gemüse in Tomatensoße. Michael spendierte einen kräftigen Rotwein dazu und so ließen wir den Abend gemütlich ausklingen.

Wenn wir schon bei „klingen“ sind. Im Wald hinter uns gab es wohl eine Partyhütte. [Ironie]Klangvolle Geräusche drangen die halbe Nacht zu uns herüber und sorgten bei uns für so viel Partystimmung, dass wir ans Schlafen gar nicht mehr dachten. Wir tanzten vor Freude in unseren tanzhallengleichen Zelten.[/Ironie]

Zu allem Überfluss regnete es noch ein wenig.

Zurückgelegte Strecke: 270km.

3. Tag: (Sturm, Schokolade und Abschied)
Der Tag startete etwas unausgeschlafen und das Wetter war heute auch nicht so gut wie die beiden Tage davor. Der Himmel war bedeckt und es war kühl. Wir packten still unser Camp zusammen. Michael machte die Anmerkung, dass sein Sprit sich dem Ende entgegen neigte. Nun waren wir aber in der Schweiz und dort gibt es hauptsächlich Automatentankstellen. Nicht alle verstehen sich auf EC-Karten oder Bargeld. Mit einer VISA ist man bestens gerüstet, allerdings war ich der Einzige der eine besaß. Ich konnte auch nicht für alle tanken, da bei jedem Tankvorgang 100-120€ Kaution erst einmal vom Konto abgebucht werden, bis die Endabrechnung da ist, selbst erlebt 2011, als mein Konto nichts mehr hergab :(.

Also ging es erst einmal ans Suchen eine geeigneten Tanke. In der Ortschaft vor uns putzen wir uns am Brunnen die Zähne und warfen uns eine handvoll Wasser ins Gesicht. Danach gab ich meinem Navi die Anweisung: Bitte die kürzeste Strecke zum nächsten Zapfpunkt.

Wie manche von euch, von den vorherigen Berichten wissen, nimmt mein Navi manchmal meine Anweisungen etwas zu genau.

Und so fuhren wir den kürzesten Weg zur nächsten Tanke. Erlaubt war es dort zu fahren, nur wollte das keiner außer uns :). Es ging hauptsächlich auf Schotterpisten und durch Kuhweiden, mit Absperrungen, über das Jura. Mir machte das rießigen Spaß, die beiden Anderen fanden es eher anstrengend.

Pause auf unserem ersten Pass. Es war kälter als zuvor, regnete ab und zu und ich zog das erste Mal auf der Tour meine Winterklamotten an. Eine Weile genossen wir den Ausblick, bevor wir uns auf den Weg zum Genfer See machten.

Das Jura an sich ist relativ unbekannt und fristet ein Nischendarsein neben den großen Alpen, dabei ist es eine schöne Gegend für Zweiradfahrer. Kleine, schöne und wenig befahrene Sträßchen durch hügelige Waldgebiete. An vielen Stellen habe ich mich an den Schwarzwald erinnert gefühlt.

Nun gab es Brotzeit garniert mit einer klasse Aussicht. Wir hatten im Aldi eingekauft. Ich wunderte mich über die niedrigen Preise dort, für Schweizer Verhältnisse. Michael meinte, es gebe ein starkes Preisgefälle von Coop über Migros bis Aldi/Lidl. Das merke ich mir für weitere Schweizaufenthalte.

Wir hatten Lausanne und den Genfer See erreicht. Michael kaufte hier kiloweise Schweizer Schokolade für sich und seine Frau ein. Mir kam der Gedanke an einen Lebensvorrat :). Für uns bedeutete der See den Abschied von Michael. Er hatte schließlich noch eine lange Weiterreise bis Ungarn und für seine erste Tour war das eine sehr beachtliche Leistung. Hier kann Jeder seinen Bericht lesen.

An dieser Stelle möchte ich mich für die nette Gesellschaft bedanken und hoffe auf eine Fortsetzung 2013 mit ihm.

Ich möchte auch sagen, dass jeder der möchte eingeladen ist eine Tour mitzufahren. Man kann sich wie Michael auch nur ein paar Tage anschließen, wenn der Anfahrtsweg zu weit ist oder man nicht weiter fahren möchte.

Nun waren wir nur noch zu Zweit. Lange blieb die Stimmung aber nicht gedrückt. Langsam schaffte es die Sonne sich etwas durchzusetzen und wir hatten nun gegen Abend blauen Himmel und ein wenig Sonnenschein. Den ganzen vorherigen Tag über, war es kalt, bewölkt und es regnete ab und zu.

 

Ein schönes Farbenspiel!

Hauptsächlich fuhren wir für den Rest des Tages an der Nordküste des Genfer Sees entlang, bis wir uns bei Genf von ihm verabschiedeten. Dort tankten wir noch einmal, um dann den Weg nach Süden in die Alpen einzuschlagen.

Lange fuhren wir nicht mehr an diesem Tag. Einen schönen Zeltplatz fanden wir auf einem Hügel mit toller Aussicht. Nachdem wir unser Camp aufgebaut hatten, gab es überbackenes Toast vom Gasgrill. Außerdem hatte ich mir eine undefinierbare Paste gekauft, eigentlich dachte ich es sei Nougatcreme. Sie schmeckte nach einem Zwitter aus Marmelade, Erdnussbutter und Schokolade. Da Kastanien auf dem Etikett abgebildet waren, nehme ich an dass es eine Art Kastanien- oder Maronimarmelade war. Schlecht schmeckte sie jedenfalls nicht.

Leider zog sich der Himmel immer weiter zu und sah sehr bedrohlich aus. Das Wetter hielt aber, sodass wir uns trocken in unsere Zelte legen konnten. Dummerweise wussten wir noch nicht, was auf uns zukommen würde.

Und zwar Sturm! Der Regen passelte wie Trommelfeuer auf unsere Zelte hernieder. Der Wind bließ so stark, dass mein Zelt fast flach am Boden lag. Es nützte alles nichts, ich musste raus in den Regen und das Zelt besser abspannen. Klatschnass trocknete ich mich im Zelt wieder ab. Nun hielt mein Zelt dem Wind etwas besser Stand, leider aber nicht dem Regen. Nach einer halben Stunde hatte ich eine Pfütze am Fußende. Das darf bei einem 100€ Zelt nach so kurzer Zeit nicht passieren! Ich ärgerte mich. Markus hatte keine großen Probleme. Bei ihm hielt alles, dafür brauchte er zum Zeltaufbau aber das 3-fache an Zeit. Irgendwie alles nicht so optimal. Ich werde mich nach Alternativen umschauen müssen. Jedenfalls war der Wolkenbruch nach einer Stunde vorbei und wir konnten mehr oder weniger schlafen.

Zurückgelegte Strecke: 240km.

4. Tag: (Alpen, Pässe, Knacks)Der Tag startete im Nebel. Wie eine zähe Masse hing er über uns fest. Erst etwas später verzog er sich und gab den Blick über das Tal preis.

Wir hatten die Nacht überstanden, allerdings war bei mir alles was im Zelt war, nass oder klamm. Da bei diesem Wetter keine Aussicht bestand, dass meine Sachen schnell trocknen würden, wurde erst mal alles so eingepackt.

Also rauf auf die Hobel und erst mal nur fahren.

Gegen Mittag, nach einem kleinen Pass, kam die Sonne raus und es wurde wieder so heiß wie an den ersten beiden Tagen. Der gestrige Tag sollte der einzigste Regentag auf der Tour für mich bleiben. JUHU! War auch nötig, da mein Zelt das Wasser durchließ wie ein kaputtes Sieb.

Die Gegend wurde immer schöner und wir fuhren langsam durch immer tiefere Bergschluchten und so besserte sich unsere Laune auch zusehends.

Wir stellten fest, dass wir nun auf der Route des Grandes Alpes unterwegs waren und so schnell sollten wir sie auch nicht mehr verlassen.

Mal ein anderes Motiv, wie immer nur Berge, Berge, Berge.

Kurz zwischendurch fuhren wir durch Argentinien, ist gar nicht so groß wie man immer denkt…

Diese Brücke sollte auf dem Rückweg noch eine Rolle spielen… Dort hatte ich dann das Deja-vu, dass ich diese Brücke kennen würde. Richtig! Ich fuhr kurzzeitig dieselbe Strecke wie auf dem Hinweg.

Nun entdeckte Markus einen Riss in einer Strebe seines Gepäckträgers. Das Gewicht und die Schlaglöcher waren wohl zu viel für sie gewesen. Wir flickten mit Panzertape und entlasteten den Träger mit einem Zurrgurt. Da es ein Sonntag war, blieb uns nichts anderes übrig, als die Reparatur auf den nächsten Tag zu verschieben. Wir brauchten eine professionelle Schweißerei.

Anfahrt zum Col du Galibier, nicht umsonst fast jedes Jahr bei der Tour de France dabei. Wirklich schöne Landschaften. Mit dem Stilfser Joch zusammen der schönste Pass, den ich kenne. Ganz im Stile der Radtradition des Passes, quälten sich hier Unmengen an Radfahrern hinauf. Wir, besonders ich, waren aber auch kaum schneller. Mit 15km/h ging es bergan.

Endlich oben! Wenn man das Bild betrachtet sieht man, dass ich sehr lange im Sattel gesessen war. Steckensteif stehe ich dort, der Terminator lässt grüßen.

Ziemlich hoch ist der Pass auch, trotz über 30°C im Tal war es hier oben schön kühl. Angenehm! Der Galibier ist der 5. höchste Pass der Alpen.

Die Südrampe.

Die Abfahrt machte großen Spaß.

Die immerweißen Gletscher werden aus den Alpen, in nicht mehr ferner Zukunft, komplett verschwinden. Also daran erfreuen und etwas ändern!

Das war das letzte Foto des Tages. Wir fuhren noch bis Briancon, die 2. höchst gelegene Stadt Europas und suchten uns dort über ein freies WIFI einen Campingplatz. Dieser war klasse und gut ausgerüstet. Wir nutzten dies und machten zwei Waschmaschinenladungen voll. Nach Campaufbau, Duschen und Wäsche aufhängen, riefen wir mal in der Heimat an und surften über das WIFI des Platzes.

Wir lernten noch zwei Motorradfahrer aus dem tiefsten Norden Deutschlands kennen und unterhielten uns bei einem Bier noch ein wenig, bevor wir in unsere Zelte krochen. Es war ein wirklich schöner entspannter Abend.

Zurückgelegte Strecke: 210km.

5. Tag: (Höhenrausch)
D
er Tag startete wie immer früh für uns, um 730Uhr. Sobald der Campingplatz seine Pforten öffnete fuhren wir hinaus um einen Metallbauer für den gebrochenen Träger zu finden. Die Suche dauerte keine 5 Minuten.

Eine halbe Stunde später und um ein paar Euros ärmer, war Markus wieder bereit für tiefe Schlaglöcher und diese unsäglichen 30km/h Hügel in den Ortschaften. Diese Dinger raubten auch mir den letzten Nerv! Wehe man übersieht mal einen und dazu noch das 30km/h Schild. Einmal auf der Rückfahrt passiert und das erste Mal in seinem Leben nahm mein Roller Flugstunden und hob ab. Hätte es Punktrichter gegeben, wäre mir eine Medaille sicher gewesen, ich setzte sogar den Telemark!

Nachdem das erledigt war, fuhren wir zurück zum Campingplatz, frühstückten Panini und warteten darauf dass die Morgensonne unsere noch klamme Wäsche trocknen würde. Um 13Uhr ging die Fahrt für uns weiter, nachdem wir 13€ für den Campingplatz bezahlt hatten.

Ich hatte leider zwei Heringe verloren und da das Zelt undicht war, wollte ich mir Imprägnierspray besorgen. In Briancon bekam ich beides.

Die Landschaft war atemberaubend schön.

Markus hatte an diesem Tag die Muse, mich abzulichten. Schön sich mal selbst auf Fotos wiederzufinden :). Das hier ist die Nordrampe des Col D´Izoard.

Oben war ein Süßigkeitenstand. Ich konnte nicht widerstehen und kaufte mir eine Tüte voll, Markus tat es mir dann gleich. Sehr leckeres Zeugs und auch mal andere Dinge, wie die die man in der Heimat bekommt. Mit kindlicher Freude genossen wir die Aussicht und naschten unsere Tüten leer.

Auch dieser ist ein schöner Pass.

Markus war immer bei der Auffahrt schneller, dazu war ich zu arg beladen :). Dafür punktete ich bei der Abfahrt, so hatte ich ab und an einmal die Zeit ihn abzulichten.

Die Westalpen sind für mich immernoch der schönste Teil der Alpen. Abwechslungsreich, mediterran, schön.

In diesem reißenden Fluss fuhren haufenweise Kajakfahrer, aber auch große Schlauchboote, herum. Zeit endlich mal mein Tele-Objektiv auszupacken. Orginalton Markus: „Paparazzi-Teleskop“.

Und da Paparazzi natürlich Menschen fotografieren, tat ich das dann auch!

Ein wenig weiter in Richtung Col de Vars.

Nun ging es langsam wieder bergan den Col de Vars hinauf auf 2109m. Belohnt wurden wir mit einer bombastischen Aussicht.

Nachdem wir die Abfahrt hinter uns hatten, wurde der Sprit etwas knapp. Leider ging es sofort weiter mit dem Col de la Bonette, also mussten wir einen Umweg zu einer Tanke in Kauf nehmen und fuhren nach Barcelonnette. Dort kauften wir noch unser Abendessen, bevor wir zurückfuhren und die Auffahrt zum Bonette antraten.

Auf zu neuen Höhen. Der Col de la Bonette ist mit 2715m der 4. höchste Pass der Alpen. Hier zu sehen ein altes Kastell, wahrscheinlich zu Kriegszwecken gebaut, die Trottel.

Wir fuhren natürlich die Rundschleife, die von der Passhöhe aus noch mal höher hinauf um einen Felsen führt. Oben ließ jeder von jedem ein Foto schießen.

Die Schleife führte uns auf eine Höhe von 2802m und ist somit der 2. höchste alphaltierte Punkt der Alpen, nach der Ötztaler Gletscherstraße.

Den Felsen konnte man auch noch erklimmen. 5 Minuten dauerte es bis ganz nach oben auf den höchsten Zipfel dieses Berges. Markus wollte nicht mit, aber ich ließ mir das nicht entgehen. Das erste Drittel joggte ich hinauf, bis ich merkte was ich da getan hatte, war es schon zu spät. Ich hatte den kompletten Sauerstoff in den Muskeln verbraucht und es kam nicht genügend nach. Ich schnaufte wie eine Dampflock nach 50 Jahren Winterschlaf. Sowas kann auch nur mir einfallen auf 2800 Höhenmetern.

Oben bot sich mir eine Aussicht wie ich sie noch nicht kannte. Komplette 360° Alpenpanorama. Bei dieser Aussicht kann kein anderer Pass auch nur annähernd mithalten, allerdings wächst bei dieser Höhe gerade noch ein wenig Gras auf den Bergen. Sonst ist nur nackter Fels zu sehen.

Hier stand ich auf 2860m.
Ich habe mich einmal an einem Panorama-Foto versucht. 100%ig ist mir das nicht gelungen, aber ich denke es reicht um jedem diese Aussicht zu zeigen.
Zum Vergrößern, einfach draufklicken…

Der Rückweg von der Cime de la Bonette.

Ich zitiere Markus: „Und jetzt runter vom Felsen und runter vom Bock!“. Genauso taten wir es.

Hier oben stand auch ein Taxi rum. Pässetour mit dem Taxi, sehr lustig. Interessant ist das Nummernschild, wer sieht es?

Ein verlassenes Bergdorf säumte unseren Weg bei der Abfahrt.

„Abendessen!“, hätte ich gerne gerufen, leider war der Hirte dabei :).

Der Tag neigte sich schon sehr dem Ende entgegen, darum suchten wir sofort nach dem Pass ein Plätzchen für unser Camp. Wir fanden eins an einem Flussbett auf einer Waldlichtung. Nun imprägnierte ich erst einmal mein Zelt.

Zurückgelegte Strecke: 170km.

6. Tag: (Pleiten, Pech und Pannen Teil1)
Am nächsten Morgen entdeckte ich an meinem Roller, dass die Aufhängung der linken Satteltasche am Ausbrechen war, also wurde Abhilfe geschaffen.

Ich tüddelte nach Röhrich-Manier etwas Draht darum. Diese improvisierte Zugentlastung hielt den Rest vom Urlaub. Glück gehabt.

Jetzt ging es den Berg hoch, mein Navi kannte dort eine Straße über die Berge. Die Straße endete aber hier in einer Schotterpiste und einem Fahrverbotsschild. Mit Markus war diese Strecke nicht zu machen. Alleine hätte ich es vielleicht riskiert. So ging es den Berg wieder hinunter, um dann auf der Route d´Hiver, mit einem Umweg zu der Schlucht Gorges de Daluis zu fahren. Dort wollte ich hin und es lohnt sich! Diese Sackgasse kostete uns 40 Minuten.

Hier bogen wir von der Route des Grandes Alpes auf die Route d´Hiver ab.

Wirklich ein schönes Sträßchen. Hat richtig Spaß gemacht. Leider war der Grund für dieses Foto kein erfreulicher.

Bei der Hochfahrt auf diesen Hügel, fuhr Markus über einen großen Stein. Dieser riss seinen Luftfilterkasten auf. Desweiteren flog die Haltefeder seines Seitenständers davon und der Überlaufschlauch des Vergasers war auch abgerissen. Die Feder wurde geborgen, gerade gebogen und wieder eingesetzt. Der Schlauch wurde einfach weggelassen. Beim Luftfilter war alles nicht so einfach. Der Motor darf keine Falschluft ziehen. Falls doch wird die Luft nicht gefiltert und Dreck kommt in den Motor, außerdem ist der Ansaugwiderstand viel geringer, dadurch läuft der Motor deutlich magerer und damit heißer. Wir entfetteten den Luftfilterkasten mit 54%igem Rum (mein guter Rum :() und versuchten, ihn mit Panzertape abzudichten.

Ich schoss noch dieses Foto, bevor es für uns weiterging.

Die Straße weiter hoch kam dieses Örtchen. Sehr malerisch gelegen.

Nein, keine Fußgängerzone, Hauptstraße!

Nun kam ein richtig schöner Teil der Tour. Die Schlucht Gorges de Daluis. Wunderschöner roter Sandstein durchlöchert von Tunnels und durchtrennt vom Fluss Var. Ich habe es leider versäumt bessere Fotos zu schießen. Wir hatten noch mit Markus Roller zu kämpfen. Er hatte zu wenig Leistung, zog also doch Falschluft und das Gemisch war viel zu mager.

Jeder der in der Nähe ist, sollte sich dieses grandiose Stück Landschaft anschaun!

Nun kamen wir nach Entrevaux, welches ich schon 2009 Nachts passierte. Hier überprüften wir Markus Luftfilterkasten und merkten dass er weiter aufgerissen war wie gedacht. Es war nicht mit Panzertape zu flicken. Eine Werkstatt gab es auch nicht in der Nähe. Die Überprüfung des Kerzenbildes war schnell gemacht. Diagnose: Gemisch viel zu mager und zu heiße Verbrennung. Die Zündkerze war komplett abgebrannt. Weiterfahrt zu riskant für die Technik.

Markus rief kurzerhand den ACE an um sich abschleppen zu lassen. Anderes fiel uns nicht ein.

Wir warteten eine Weile, ich vertrieb mir die Zeit mit herumlaufen und Fotos schießen und einem kühlen Fußbad, was unglaublich gut tat. Es war wieder unerträglich heiß. Markus surfte etwas über ein offenes WIFI.

Der Servicepartner vom ACE kam und schleppte ihn ins nahe gelegene Puget-Theniers zu einem Citröen-Händler. Der Chef konnte Englisch und Internet hatten sie auch. Nach einer längeren Diskussion und etlichen vergeblichen Anrufen bei Motorradhändlern, besorgten wir uns die Teilenummer aus dem Yamaha-Online-Katalog im Internet. Damit startete ich nach Nizza, um einen neuen Luftfilterkasten zu besorgen. Es musste alles schnell gehen, bevor die Geschäfte schlossen.

Ich schoss über die dicksten Straßen die ich finden konnte, so ging es am schnellsten. Auch ein Stück mautpflichtige Autobahn war dabei, hat 1,5€ gekostet :). So war ich nach nur 70 Minuten in Nizza. Dort erwartete mich ein Verkehr, wie ich ihn noch nicht erlebt habe. Deutsche Großstädte sind damit nicht zu vergleichen.

Wie soll man es in der Fremde machen? Sich anpassen! Das tat ich sehr gern, das hieß hier nämlich fahren wie ein Henker ^^ und das tat ich auch. Es wurde alles genutzt, Busspuren, Fahrrad- und Fußwege. Straßenschilder waren nunmehr nur noch Empfehlungen. Ich kam recht zügig vorwärts. Aber Vorsicht, nur zu empfehlen bei schon vorhandener Großstadterfahrung! Allerdings habe ich auch noch nie so nette Autofahrer kennengelernt. Diese bildeten wie selbstverständlich Gassen damit man vorbeifahren konnte. Sehr angenehm. Ein wahres Rollerparadis, ich fühlte mich pudelwohl. Trotzdem brauchte ich 30 Minuten für die 10km Nizza.

Ich kam 15 Minuten vor Ladenschluss bei einem Yamahahändler an, um zu erfahren, dass das benötigte Teil eine Woche Lieferzeit hat. Puh, erst einmal schlucken.

Er empfohl mir einen MBK-Händler ein paar Kilometer weiter. Also dort hin, dieser hatte 30 Minuten länger offen, was für ein Glück. Dort war ich 10 Minuten vor Ladenschluss. Er hatte keinen Originalen, aber einen Zubehörfilter mit allem drum und dran für 15€. Ich schlug natürlich zu.

Schon war ich wieder auf dem Roller für den Rückweg. Zeit zum Fotos schießen hatte ich keine. Schade, kein Nizza, kein Meer abgelichtet.

Für die Rückreise mied ich jetzt die großen Straßen und entdeckte schöne Ecken.

Es war recht diesig, aber auch das hatte seinen Reiz.

Ich kam zum Einbruch der Dunkelheit wieder in Puget-Theniers an. Der ACE wollte uns ein Hotel besorgen, solange bauten wir den neuen Luftfilterkasten ein und wechselten die Zündkerze. Danach lief der Roller wieder anstandsfrei.

Markus entschied sich nun, in Avignon umzudrehen. Nach seinen Problemen konnte ich ihn verstehen. Avignon wollte er aber unbedingt erreichen. Ich entschied mich an diesem Abend noch, die Tour nicht enden zu lassen, sondern sie alleine fortzusetzen.

Nicht lange danach meldete sich der ACE, welcher ein Hotel ganz in der Nähe gefunden hatte. Wir bezogen um 22Uhr unser Zimmer. Eine Dusche gönnten wir uns und gleich danach lagen wir im Bett.

Zurückgelegte Strecke Markus: 100km.
Zurückgelegte Strecke Bastian: 260km.

7. Tag: (Der Konterpapst)Wir frühstückten sobald es möglich war und bedankten uns noch einmal bei dem Citröen-Autohaus für die nette Hilfe, sie hatten sich wirklich Zeit genommen und Mühe gegeben, DANKE! Um 9Uhr hatte uns die Piste wieder.

An diesem schönen Stausee, mit dem unglaublich blauem Wasser, trafen wir zwei Deutsche. Vater und Sohn. Sie waren auf einer BMW unterwegs und hatten auch schon Defekte zu beklagen. Bei ihnen hatte die Kardanwelle aufgegeben. Ich finde es immer toll, wenn man bei Problemen nicht aufgibt, sondern repariert und weiterfährt.

So schön der See auch war…

Schattenseiten und Zivilisationskrankheiten gibt es überall.

Nun ließen wir die Alpen hinter uns und fuhren zum Nationalpark von Verdon.

Hier der Grand Canyon du Verdon. Eine solch schöne Landschaft hatten wir gar nicht erwartet. Das Unerwartete ist das Interessante an solchen Touren. Ich hatte wieder diesen Duft von Freiheit in der Nase, wie schon 2009. Dieser hatte mir bei meinen letzten Touren irgendwie gefehlt.

An den Steilhängen waren unglaublich viele Adlerhorste und viele kreisende Vögel zu sehen. Ein Grund wieder mein Tele auszupacken. Das Foto ist bei 300mm Brennweite entstanden. Die Abrisskante der Bergketten war sehr hoch und weit weg. Ein tolles Panorama.

Wir waren jetzt seit einer Woche unterwegs und hatten klasse Wetter und immer über 30°C, bis auf den einen Regentag in der Schweiz. An vielen Tagen war es nicht mehr möglich in Motorradhose zu fahren. Es war viel zu heiß. Ich hatte kurze Hosen dabei, Markus leider nicht, er musste in Jeans schwitzen. Schutzjacken und Handschuhe ließ ich aber immer an.

Nun hieß es aber 50er Sonnencreme auftragen, um nicht später gekochten Hummer zu spielen.

Nachdem ich mehrere 50er Sonnencremes über meine Touren hinweg ausprobiert hatte, habe ich nun meinen Favoriten gefunden. Klasse Creme. Sehr dünnflüssig, transparent, zieht für eine 50er sehr gut und schnell ein und schützt bestens. Eucerin Sun Spray 50 heißt das Zeugs. Mir kommt nichts mehr anderes bei.

Ein Postkartenmotiv jagt das Nächste.

Das erste Mal zu sehen, die türkisfarbene Verdon, mit den ganzen Ruderen und Kajakfahrern.

Hier der schöne Lac de Sainte-Croix. Wie gerne wäre ich auf der Sandzunge dort unten schwimmen gegangen. Markus hatte aber leider keine Schwimmhose dabei.

Nun kam relativ unspektakuläres Flachland auf uns zu. Teilweise sehr lange Strecken ohne eine Kurve.

Kurzzeitig waren wir wieder in Deutschland, dem Deutschland der Provence.

Wir fuhren nun zügig auf Avignon zu. Dieses wollten wir an diesem Tag noch erreichen und besichtigen. Am Nachmittag trafen wir dort ein, suchten uns einen Campingplatz. Nachdem das Camp aufgebaut war, ging es zurück auf den Bock und ab in die Stadt.

Palais des Papstes und zwar des Konterpapstes. Ja, sowas gab es früher, wenn man sich nicht einigen kann, kopiert man einfach und schafft sich ein Gegenstück. Wie im Kindergarten…

In Avignon gibt es viele schöne Gässchen zu erkunden.

Blick über die Altstadt vom konterpästlichen Garten aus.

Das berühmte Pont d´Avignon mit der halben Rhone. Die andere Hälfte fließt hinter dieser Insel, auf welcher die ganzen tollen Campingplätze liegen.

Das war früher wohl der private Weingarten des Papstes.

„Alle meine Entchen“ fällt mir da spontan ein. Jetzt weiß ich auch wie dieses Lied entstanden ist.

Noch einmal das Palais des Papstes. In das Touri-Bähnchen da unten wollte ich einsteigen. Markus machte mit. Ist zwar etwas Panne, aber ich wollte, wenn ich schon hier bin, etwas über die Stadt erfahren.

Vorher aber……hatten wir Durst und ich gönnte mir ein Bier. Gut hats getan, auch wenn die Franzosen nicht wissen, wie man Bier standesgerecht ausschenkt.

So, nun ab zum Bähnchen und mal die Kulturfahne schwenken.

Es war recht spaßig mit diesem Teil durch die Gässchen zu fahren. Gesehen haben wir viel, gelernt nix. Nur unwichtiges Zeugs, nichts über die Geschichte von Avignon, ernüchternd. Das kann man sich sparen. Ist mir doch pfurz-egal in welchem Gebäude die Polizei untergebracht ist oder wo Napoleon seine Klamotten schneidern ließ.

Nach unserer Rundfahrt fuhren wir mit den Rollern zurück zum Campingplatz und duschten erst einmal. Markus hatte leider keine so gute Laune, da sich sein Roller schon wieder komisch verhielt. Wirklich schade für ihn.

Um den Abend entspannt ausklingen zu lassen, gingen wir noch einmal an die Rhone, Nachtfotos schießen.

Wir probierten mit den Einstellungen von unseren Kameras und das ein oder andere Foto ist wirklich gut geworden. Das war ein versöhnlicher Abschluss für uns Beide, nach einem anstrengenden Tag.

Zurückgelegte Strecke: 250km.

8. Tag: (Lonely rider)
Wir standen früh auf. Markus fand heraus, dass ein Gleitstück in der Variomatik gebrochen war, welches seine neuen Probleme verursachte. Er rief wieder den ACE. Da er mich für diese Reparatur wohl nicht brauchen würde, entschied ich mich, wie es der Plan war, nun alleine weiterzufahren. Wir verabschiedeten uns mit etwas gedrückter Stimmung und mich überkam kurzzeitig das Gefühl von Überforderung. Schließlich hatte ich noch eine Mammuttour vor mir und niemanden mit an Bord, welcher mir aushelfen könnte, falls etwas passiert. Ich schluckte das Gefühl hinunter und stieg auf meinen Roller.

Um 830Uhr fuhr ich vom Campingplatz in Avignon los, dieser hatte 12€ gekostet.

Markus wartete auf den Abschleppdienst. Das war eine trauriges Intermezzo der Tour.

Nachtrag von Markus: Ich fuhr noch am selben Tag wieder Richtung Heimat zurück. Über Orange und Nyons fuhr ich durch ein schier endloses Tal nach Serres und von dort aus Richtung Grenoble. Bei Clelles fand ich einen Campingplatz, wo ich sogleich mein Quartier für die Nacht aufbaute. Am nächsten Tag entschied ich mich, einen Ruhetag einzulegen und die sehr schöne Gegend etwas zu erkunden.

Tags darauf fuhr ich weiter über Grenoble und Annecy nach Rolle am Genfersee, wo dann leider das Wetter schlechter wurde. Nach einer sehr verregneten Nacht, auf dem bisher teuersten Campingplatz, den ich besucht hatte (ca 27 Euro für eine Nacht) ging es am nächsten Tag über Lausanne nach Biel, wo es dann endlich aufgehört hat, zu regen. Über Solothurn ging es dann zur deutschen Grenze bei Waldshut. Von dort aus fuhr ich noch bis Donaueschingen und baute ein letztes Mal auf dieser Tour mein Zelt auf. Abends fing es wieder an zu regnen, woran sich auch die ganze Nacht nichts geändert hat.

Der letzte Tag der Tour fing genauso an wie der Vorletzte, nämlich sehr feucht. Nachdem das Zelt abgebaut und das Gepäck verstaut war, fuhr ich über Biberach und Illertissen nach Günzburg und von dort aus über die B16 in die bekannten Gefilde.

Insgesamt hat die Tour bei mir 11 Tage gedauert, in denen ich ca. 3000 km gefahren bin.

Nachtrag Ende.

Ich überquerte die Rhone, diesmal hier in voller Breite und machte mich auf den Weg nach Carcassonne. Die mittelalterliche Burg wollte ich besichtigen.

Eine Lagune am Canal du Rhone á Séte. Ich fuhr auf einer schmalen Nehrung direkt zwischen Lagune und Meer.

Es wurde wieder brütend heiß. Ich musste einmal wieder meine Motorradhose mit einer Kurzen tauschen. Anders ließ es sich nicht aushalten. Die 50er Sonnencreme war natürlich ein Muss.

Ein etwas anderes „Industriegebiet“. Hier lässt man schaffen und zwar die Austern. Soweit das Auge reichte war die komplette Lagune, namentlich Étang de Thau, damit zugepflastert.

Diese tolle Brücke entdeckte ich in Béziers, bei der Suche nach dem richtigen Weg. Manchmal sind die Straßenführungen in Frankreich schon abenteuerlich.

Ich passierte den Canal du Midi, welchen ich eine Weile begleitete.

Und erreichte schließlich Carcassonne. Die Suche nach einem Parkhaus, welches man mit Motorrädern befahren darf, stellte sich als gar nicht so einfach heraus. Nachdem ich einmal um die Innenstadt gefahren war, wurde ich endlich in einer Tiefgarage fündig. Ein Parkhaus empfinde ich immer am sichersten, wenn ich Roller inklusive Gepäck stehen lassen muss. Meistens spreche ich es noch mit dem Parkhauswächter ab, damit er ein Auge darauf hat.

Leider liegt die Burg aber außerhalb, also hatte ich falsch geparkt und musste so noch 2km zur Cité de Carcassonne laufen. Machte aber nichts, so konnte ich mir etwas die Beine vertreten.

Es war wieder unglaublich heiß an diesem Tag, weit über 30°C.

Oben bot sich mir ein schöner Ausblick über die Altstadt.

Wie auch über die komplette Burganlage. Das Ganze erinnerte mich ein wenig an die Feste Coburg und Rothenburg ob der Tauber. Wirklich sehenswert das Alles, auch wenn hier wohl halb Frankreich unterwegs war.

Es hat richtig Spaß gemacht, diese Besichtigung. Es gab auch viele schöne kleine Kneipen und Restaurants.

Ich fand überall tolle Ecken fürs Auge und die Linse.

An diesem Abend wurde hier ein Konzert gegeben. Muss klasse gewesen sein bei dieser Atmosphäre.

Die Sonne stand schon recht tief, also entschloss ich mich langsam aufzubrechen. Auf dem Rückweg zum Roller entschied ich die Tour weiter fortzusetzen und zwar nach Andorra. Ich hatte mich bisher nicht getraut mir ein richtiges Ziel zu setzen, sondern fuhr, jetzt da ich alleine war, von Tag zu Tag. Hauptsache einen Fuß nach Spanien hineinsetzen, dachte ich mir. Mindestanforderung und so.

Ganz Südfrankreich ist voller solcher Platanen-Alleen. Sie sind nicht nur schön anzusehen, sondern spenden auch lebensrettenden Schatten vor der unbarmherzigen Sonne. Von der angeblichen Gefährlichkeit von Alleen für Verkehrsteilnehmer, konnte ich bei 50km/h nichts feststellen.

Ich fuhr noch ein Stück weiter, bis kurz vor die Pyrenäen. Es wurde nun richtig einsam und vor allem kühl. Ich verlor auf 30km 20°C. Das war schon ein krasser Unterschied, aber die französischen Pyrenäen sind nicht umsonst bekannt für schlechtes Wetter. Nicht lange danach suchte ich mir, auf einer nichtgenutzten Kuhweide, ein Wildcamp. Der Himmel war zugezogen und sehr dunkel. Ich spannte vorsorglich mein Zelt sehr gut ab und sicherte auch mein Gepäck am Roller mit Regenhauben.

Der Wetterwechsel und der drohende Regen hatten mir etwas auf die Stimmung geschlagen, also versuchte ich mit einer Tafel Schokolade entgegen zu wirken :).

Zurückgelegte Strecke: 350km.

9. Tag: (Folgenschwere Entscheidung)Ich schlief etwas länger als sonst und saß erst um 10Uhr wieder auf meinem Roller. Vorher rief ich aber erst einmal Zuhause an, Oma hatte Geburtstag, muss ja sein soetwas.

Der Himmel war grau in grau, nicht gerade einladend, aber ich hatte die Gewissheit dass es hinter dem ersten Gebirgspass besser werden musste. Spanien lag ja dahinter :). Bei gerade einmal 10°C und leichtem Niesel, mussten das zweite Mal meine Winterklamotten raus.

Das nächste Ziel, Andorra, war gar nicht mehr so weit entfernt und kurz nach dem Start ging es auch schon bergan. Ich habe noch nie einen so befahrenen Pass wie diesen erlebt. Eine riesige Menge an Blechdosen schob sich den Berg hinauf.

Endlich! Auf 1800 Höhenmetern durchstieß ich die nervende Wolkendecke. Gleich war die Stimmung besser und dieses tolle Foto entstand.

Ganz plötzlich war ich in Andorra. Eins vorneweg, soooo klein wie man immer denkt ist das gar nicht!

Nun war ich auf dem höchsten Pass der Pyrenäen und wohl auch auf dem Meistbefahrenen. 3°C waren hier oben und sehr starker Wind. Die Pyrenäen bestehen eigentlich nur aus grasigen Hügeln, ich war etwas enttäuscht.

Der Sprit war unglaublich günstig. 50Cent günstiger wie hierzulande.

Jeder Ort in diesem Land wirkte wie eine Ski-Touristen-Hochburg in den Alpen, nur mit mehr Geld. Mir war nicht klar dass Andorra ein reiches Land ist. Die haben so viel Kohle, sie legen sogar die Rastplätze mit Kunstrasen aus. Ich kam mir vor wie auf einem anderen Stern. Darum taufe ich sie jetzt um in „Andorianer“. Fehlen nur noch der blaue Taint und die Fühler. Genauso aggressiv gingen sie nämlich im Straßenverkehr zugange, mit den ganzen sündhaftteuren Sportwagen. Wer kein Trekki ist, wird das wohl nicht verstehen :).

Ich hatte das Gefühl dieses ganze Land besteht aus Einkaufsstraßen. Unglaublich viele Geschäfte.

Hier aß ich bei Pizza Hut und KFC, alles andere war mir zu teuer. Ja, das war beides in einem und man konnte beides zusammen bestellen!

Nach 4-5 Stunden verließ ich Andorra. Nun war ich endlich in Spanien und hatte kein Ziel mehr. Ich setzte mich nieder und wälzte meine Landkarten.

Es gab für mich vier Möglichkeiten:
– Die Pyrenäen entlang wie anfangs mit Markus geplant.
– Nach Barcelona.
– Nach Madrid.
– Nach Portugal, wie der allererste Plan einmal ausgesehen hatte.

Ich war gut drauf, musste mich nur nach mir selbst richten und wollte richtig etwas reißen. Barcelona soll zwar schön sein und reizte mich auch, aber es war mir nicht weit genug entfernt und soll die Stadt mit der höchsten Diebstahlrate in ganz Spanien sein, also fiel sie raus.

Madrid klang nicht schlecht, aber mich langweilte die Idee nur im Landesinneren rumzugurken.

Die Pyrenäen entlang wollte ich wegen meinem regenanfälligem Zelt nicht, also blieb nur noch eine Möglichkeit übrig.

Ich hatte also keine Wahl, der ursprüngliche Plan musste ausgeführt werden und ich erweiterte ihn noch. Erst nach Madrid, dann nach Portugal! In Portugal hätte es zwei schöne Ziele gegeben. Lissabon oder Porto. Lissabon soll zwar richtig sehenswert sein, aber war noch einmal 400km weiter weg, außerdem trinke ich gerne Portwein. Es ging also nach Porto!

Jetzt gerade fand ich mich selbst ein wenig verrückt… Vor allem als ich mein Navi die Entfernung ausrechnen ließ. 1200km nach Porto und mein Navi neigt dazu abzurunden. Nach diesem Schock und einmal tief Durchatmen, entschied ich mich trotzdem dafür. Ich hatte ja keine andere Wahl^^.

Die Pyrenäen waren von der Landschaft nicht so der Brüller gewesen, aber kurz danach erwartete mich Sort mit dem Fluss Noguera Pallaresa. Ich fuhr eine ganze Weile am Ufer entlang und genoss die Aussicht.

Der Fluss sollte sich von seiner schönsten Seite erst noch zeigen. Es war wie im Paradies, im Rollerparadies, versteht sich.

Wenn dort keine urzeitlichen Höhenmenschen gewohnt haben, fresse ich einen Besen.

Einfach nur sprachlos war ich, schließlich hatte ich von diesem Fluss noch nie etwas gehört und dann erwartete mich eine solche Landschaft! Ich hatte richtig Lust in diesem Fluss schwimmen zu gehen, aber Straßen führten nicht hinunter, also fuhr ich eine Ortschaft im Tal an und suchte einen Campingplatz. Die wollten dort aber 21€ für ein Stückchen Wiese und eine Dusche. Deprimiert fuhr ich weiter. 🙁

Nun erreichte ich eine sehr fruchtbare Ebene. Alles war voller Obstplantagen, toller Selbstbedienungsladen!

Da der Versuch mit dem Campingplatz fehlschlug entschied ich mich, an diesem Tag noch so weit zu fahren wie es ging. Kurz nach diesem Foto lotste mich mein Navi auf eine Autobahn. Ich versuchte sie zu umgehen, aber alles schlug fehl. Es gab keinen anderen Weg! Nunja, also hieß es Bedenken über Bord werfen und rauf auf den Standstreifen. Mulmig war mir schon, gut dass die Straße kaum befahren war.

Eine Dusche brauchte ich dringend, also fuhr ich eine Autobahnraststätte an. Truckern werden dort oft Duschen angeboten. War auch kein Problem, kostete 4€. Danach hatte ich die wahnwitzige Idee in die Nacht hinein zu fahren, ich hatte aber noch das Problem mit der Autobahn und dass ich zu langsam unterwegs war. Ich fand eine Lösung, die nennt sich Entdrosselung. Nun rannte mein Giggle 55-60km/h auf der Ebene. Rauf auf die Autobahn und Richtung Saragossa. Kurz danach verwandelte sich die Autobahn, zu meinem Glück, in eine breite Bundesstraße mit breitem Standstreifen, welchen ich fleißig nutzte.

Im Scheinwerferlicht erkannte ich, dass ich in einer Wüste fuhr. Langweilig war mir, also hörte ich mit Stöpseln Musik. Es gab eh kaum Verkehr, darum warf ich die Sicherheitsbedenken über Bord.

Gegen Mitternacht fuhr ich durch das riesige Saragossa, welches um diese Zeit wie eine Geisterstadt wirkte. Langsam wurde es empfindlich kalt und ich müde.

An meiner dicken Bundesstraße entdeckte ich ein Motel. Angefahren, Preise erfragt und genommen. 28€, da schlug ich zu. Die Vorstellung von einem richtigen Bett zog mich an :). Zwar war nun die Truckerdusche umsonst gewesen, aber ich fand das hatte ich mir verdient, nach 15 Stunden Fahrt. Ich fiel um 130Uhr halb tot ins Bett.

Zurückgelegte Strecke: 48okm.

10. Tag: (Einöde, Zweiöde, drei mal öde)
Nach einer Dusche saß ich schon wieder um 845Uhr aufm Bock, ich wollte ja schließlich vorwärts kommen, außerdem machte es mir unglaublichen Spaß. Blöderweise war ich sehr wackelig auf den Beinen, ich fand das komisch, weil mir soetwas sonst nicht passiert. War es der wenige Schlaf? Nein, das war ich eigentlich gewöhnt. Die vielen Stunden auf dem Roller? Nö, kann auch nicht sein, das mache ich jeden Tag. Vielleicht Dehydrierung? Das passte schon eher, es war auch am letzten Tag wieder unglaublich heiß gewesen. Normalerweise trinke ich sehr viel, aber beim Rollerfahren merke ich oft selbst, dass ich zu wenig trinke. Für diesen Tag nahm ich mir vor ausreichend Flüssigkeit zu mir zu nehmen.

Ich quälte mich auf den Roller, der Kopf brummte, mir war übel und kalt war es noch dazu, blödes Wüstenklima. Insgesamt war ich in keiner guten Verfassung. Hatte ich mit dem Laufen noch Probleme gehabt, ging dafür das Rollerfahren komischerweise wie von selbst. Das Problem mit dem Schwanken war wenigstens behoben.

Wo war ich denn jetzt gelandet? Plötzlich fand ich mich in dieser Landschaft wieder. So viele abwechslungsreiche Gegenden hatte ich in so kurzer Zeit noch nie.

Ich schaute auf die Höhenanzeige. 1200m. Jetzt war mir klar wo ich war. Die Spanier nennen ihn „Den Tisch“. Ich befand mich schon auf der spanischen Meseta Central. Die Hochebene, welche das komplette Landesinnere einnimmt. So bewegte ich mich den Rest des Tages zwischen 1000 und 1200 Höhenmetern.

Leicht hügelig, sehr einsam und irgendwie eintönig schön.

Ein Farbklecks zwischendurch erhellte das Gemüt.

Aber schon wieder hatte mich tristes gelb-grau-braun zurück. Langsam wurde es öde.

Ich setzte mich hin und machte Brotzeit. Irgendwo im Nirgendwo. Supermärkte, Einkaufszentren, Restaurants? Das gab es schon lange nicht mehr. Wenn ich Glück hatte kam mir einmal ein Auto entgegen oder ich sah ein Dorf!

Immer weiter und weiter in der Unendlichkeit Spaniens. Ich verlor irgendwie mein Zeitgefühl. Schön ist es dort, versteht mich nicht falsch. Ich genoss das Ganze auch richtig, schließlich kam ich mir unendlich frei vor, aber ein paar Farbklekse vermisste ich schon.

Wenn ich Glück hatte durchbrach eine Tankstelle das übliche gelb-grau-braun. Hier zu sehen: Waschanlage auf Spanisch. Der Dreck wird einfach weggeschleudert. Seife recyceln? Was ist das?

Langsam ging es mir ein wenig besser, getrunken hatte ich ordentlich.

Wow, ich hatte es geschafft ein Stückchen brauchbare Architektur zu finden.

Nun traute ich meinen Augen kaum, vor mir lag schon Madrid. Hatte ich es wirklich in zwei Tagen durch halb Spanien geschafft? Dumm nur dass ich wieder auf die Autobahn musste, um Madrid zu erreichen.

Jeder der mit 50ccm nach Spanien will, sollte wissen, dass man um Autobahnfahrten nicht drumherum kommt!

Ich hatte mir vorgenommen einen Campingplatz zu suchen und dann ohne Gepäck die Stadt zu erkunden. Eine Waschmaschine brauchte ich auch dringend. Leider gab mein Navi keine Campingplätze in Madrid her, also musste ich traditionell suchen.

Diese Stadt ist ein Monster, ein riesiger Moloch welcher einen zu ersticken droht. Hatte Nizza noch Spaß gemacht, ging er mir hier flöten.

Ich fuhr aber stur auf das Stadtzentrum zu.

Und näherte mich so langsam.

Bis ich dann endlich da war. Viele Fotos konnte ich nicht schießen, nur ab und an einmal an der Ampel. Was ich brauchte war ein Hinweisschild zu einem Campingplatz. Fragen brauchte man niemanden. Ich hatte mich schon seit zwei Tagen mit keinem mehr unterhalten könnten. Die Spanier können kategorisch kein Englisch. Die sind noch deutlich schlechter damit als die Italiener. Die Franzosen sprechen es im Vergleich dazu gut!

Diese Stadt machte keinen Spaß, ich hatte genug von der Campingplatzsuche. Ich entschloss mich kurzer Hand weiterzufahren.

Es war auch wieder unglaublich heiß mit 34°C, im Schatten versteht sich. Ich muss schon zugeben, bei dieser Tour, wie auch bisher bei allen Touren, hatte ich unverschämtes Glück mit dem Wetter.

Also nahm ich nun Kurs auf Porto und wieder musste ich auf die Autobahn, um diese Stadt verlassen zu können. Als ich versuchte doch einen anderen Weg zu finden, ging der Roller aus. Ich hatte Probleme ihn zu starten. Verdammte Hitze. Als es endlich klappte, wurde ich 100m weiter aber von der Polizei angehalten.

Die typische Arroganz in Persona, kennt man ja. Er war auch der Ansicht wenn man Spanien bereise, dann müsse man auch Spanisch sprechen können. Er dagegen ist ja Spanier und Spanier sprechen kein Englisch. Nun, gut dass wir das geklärt haben. Ich muss bei dieser Einstellung kein zweites Mal hier Urlaub machen. Grund für das Anhalten war eine überfahrene, durchgezogene Linie, nicht die Autobahnbenutzung! Als ob sich sonst irgendein Spanier für durchgezogene Linien interessieren würde ^^.

Zu allem Überfluss riss ich mir mein Ladekabel vom Navi ab. Tolle Sache, da ich so nicht weiterfahren konnte. Ich fand aber einen großen Carrefour und kaufte ein Ladekabel für 4€. Dort auf dem Parkplatz konnte ich die ersten paar Sätze in Englisch, mit einem eingewanderten Afrikaner, wechseln. Tat gut sich endlich wieder unterhalten zu können. Er verkaufte Zeitungen, ähnlich unserem Straßenkreuzer. Das sollte wohl den ganzen Einwanderen und armen Plantagenarbeitern zu Gute kommen. Lesen konnte ich es natürlich nicht, aber etwas Geld in den Klingelbeutel werfen schon.

Endlich konnte ich dieses Kaff verlassen.

Die Aufregung war nicht so gut, mir ging es wieder schlechter. Ich wollte nur noch dort weg und schwang mich wieder in den Sattel. Auf nach Porto! Über die Autobahn versteht sich…

Ich fuhr an El Escorial vorbei, ich war nicht in der Verfassung für eine Besichtigung, schade.

Zugegebenermaßen hatte ich im Straßenverkehr fast keine brenzligen Situationen mehr zu verzeichnen, seit der Schweiz. Ich konnte den Autofahrern sogar Platz machen und ganz Rechts fahren. Jeder hier hielt respektvollen Abstand, so macht das Fahren Spaß! Wirklich toll, Dank an alle spanischen, französischen und portugiesischen Autofahrer!

Nicht so toll war, dass ich Probleme hatte einen Zeltplatz zu finden. Jeder m² Land wurde für die Viehzucht ausgenutzt und alles war abgezäunt. Fündig wurde ich erst recht spät, mit den letzten Sonnenstrahlen, am Straßenrand hinter einem Erdhügel. Dieser verdeckte mein Zelt gerade so :). Um 22Uhr legte ich mich schlafen.

Zurückgelegte Strecke: 420km.

 

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26 Gedanken zu „4. Tagebuch (Nürnberg-Porto, 7000km, 22Tage, 50ccm, 2012)“

  1. ACHTUNG!

    Ich musste diesen Artikel aus dem Backup neu erstellen wegen Problemen. Deshalb waren alle Kommentare weg. Ich musste diese nun manuell neu einstellen…

  2. Wow,mir verschlägt es die Sprache…..

    Eine Wahnsinns-Tour mit 50ccm,meinen allertiefsten Respekt vor Fahrer und Maschine……wobei ich deine Mitfahrer nicht ausser Acht lassen möchte,auch für ihre gefahrene Leistung mehr als “Hut ab”.

    Jedenfalls danke für deinen Tourenbericht,der angesichts meiner Lesedauer eine Mordsarbeit gewesen sein muss.

    Wie gewohnt wieder tolle Impressionen in Form von Bildern und Text…..man war wieder ein Stück mit dir mit dabei.

    1. Danke für das Lob.
      Die Berichte machen aber immer Spaß, somit sehe ich es weniger als „Arbeit“ an :).
      Diesmal hatte ich aber die Befürchtung dass er zu lang geworden ist…

  3. Salü Bastian und Markus
    Auch ich bin beeindruckt, auch von der Bildern, und was ich alles verpasst habe! Ja, es ist schöner in einer Gruppe zu summen. Auch war das Wetter besser als in der Schweiz. Ich fuhr im Dauerregen fast bis nach Bregenz! In Österreich war es so kühl, und abends rauchten die Kamine im Juli. Ja sogar Napoleon wurde erwähnt. Erstaunlich, ist Markus in 11 Tagen ca. 3000km gefahren und ich in 7,5 Tagen 2827 km. Ja die Pannen sind Zeitschinder. Hat sich gelohnt weiterzufahren! Auch ich musste auf eine Autostrasse weiterfahren, da aus der Bundesstrasse ohne Übergang eine Autostrasse wurde. Die Polizei war immer in Sichtweite vor mir dort… Ich fuhr in der Gegen Kufstein ca. 15km auch auf der Autobahn. Da es bergab ging, erreichte ich eine Geschwindigkeitsrekord von 90km/h. Es war so komisch im Verkehr mit zu schwimmen. Du hast recht, mit den langen Rollerfahren, es war bei mir auch eine Art Meditation oder Lastfahrersyndrom! Oh, nein, auch Du hast die falsche Zündkerze bekommen, wie peinlich. Ja, auch Markus hat einiges verpasst. Auch ich danke für diesen Bericht. Viele Grüsse Michael

      1. Salü Bastian
        Ich bin wieder zurück. In Sizilien war ich (noch) nicht, da mein Budget dieses Jahr auch knapp ist. Meine Frau ist aber immer noch dort. Sie kommt so 17. Okt. zurück. Ich habe eine Traumroute mit viel Sonnenschein entdecke. Ich war bei den Pyramiden und habe wunderbare Orte abgerollert. Hatte wieder gute Begegnungen, die meinen Bericht noch spannender machen. Mehr dann später. Mit dem Roller hatte ich wieder keine Probleme und auch keine Balsen am Oberschenkel, da ich Boxershorts mitgenommen habe. Ich habe im Meer gebadet und den sexy Roller ausgeführt…
        Tschüss Michael

        1. Ah, schön dass du gut wieder daheim angekommen bist. Nunja, Sizilien läuft ja nicht weg und diese Tour war mit Sicherheit auch ergiebig genug :). Ich warte gespannt auf den Bericht.

          Gruß Bastian

  4. Eine schöne, inspirierende Tour mit tollen Fotos. Fahrt mit Eurem Material zur Buchmesse, knüpft Kontakte, da lässt sich ein tolles Buch draus machen! Viele Grüße, Roland

    1. Hallo Roland,
      danke für diesen Tipp, aber ich glaube die viele Arbeit würde ich scheuen :). Die 50er Tourenberichte sind auch eher von einem Randgruppeninteresse, ob sich das lohnt?

      Gruß Bastian

  5. Also ich muss sagen,so fastzinierd war ich noch NIE von einem Text!! habe ihn mir komplett durch gelesen und kann nur sagen: RESPEKT!!!!

    Solange touren habe ich mir nicht mit dem Roller zugetraut 800km an einem Tag reichten mir

    MFG Shawn

    1. Servus Shawn,
      ich danke dir, sowas hört man gern.
      Aber was heißt hier „nicht zutrauen“? Bei 800 selbst gefahrenen Tageskilometern?

      Gruß Bastian

  6. Hallo,
    was für ein wunderbarer Bericht. Da bekomme ich doch gleich wieder Fernweh. Vielleicht schaffe ich es ja, an einem der nächsten Sommertouren teilzunehmen. Dieses Jahr war es leider, trotz Elternzeit, bei mir nicht möglich.

    Aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben.

    Und in nicht mal 15 Jahren kann mein Sohn ja auch ne 50er fahren und mitkommen 🙂

    1. Das klingt doch gut! Du bist herzlich eingeladen die nächste Tour mitzufahren. Schau doch einfach die nächsten Monate hier vorbei, es wird sicher wieder etwas geplant werden!

      Gruß Bastian

  7. Hallo Bastian,

    ich hatte mich ja schon mal Anfang des Jahre als „Fan“ Deiner Tourenberichte geoutet, dieser jedoch ist der Höhepunkt!

    Da ich mit meiner 10PS 125er ähnlich große Touren fahre Spanien, Südfrankreich etc), kann ich Deine Stimmungen und Gefühle während der Reise gut nachvollziehen.

    Mir geht es übrigens ähnlich wie Dir, ich kann den ganzen Tag fahren (ca 500 km Landstasse im Tagesschnitt, mit der 125er) und werde nicht müde dabei.

    BTW, ich meine erkannt zu haben, was Du an dem französischen Kennzeichen des Peugeot lustig fandest:
    Er hat das Euro-Zeichen mit Tape abgeklebt 😉

    Also, nochmals vielen Dank für die tollen Berichte, nd viel Spaß bei deinen weiteren Touren (meine werde ich mit meinem neuen 150er SH-Roller fortsetzen)

    Ciao
    Alex

    1. Hi Alex,
      gibt es von dir auch Berichte? Das wäre sicher interessant!
      Das mit dem Kennzeichen hast du richtig erkannt. Aber Hauptsache Hollande wählen welcher sich auf EU-Gelder stützen will!
      Auf jedenfall dir auch weiterhin gute Fahrt!

      Gruß Bastian

  8. Moin,
    da haste aber was geleistet. Meine Hochachtung. Auch den anderen Beiden zolle ich Respekt. Super Bericht. Da bekomme ich richtig Lust im nächsten Jahr die Schweizer- und Französischen-Alpen unsicher zu machen. Waren die Strassen wirklich so leer wie es auf Deinen Bildern aussieht?

    Viele Grüße!
    Norbert

    1. Hi Norbert,
      ich kann dir den Südwesten von Europa nur wärmstens empfehlen! Es ist wirklich schön dort. Deinen Tipp mit Skandinavien werde ich auch irgendwann mal beherzigen. Aber mich schmerzt als Student das viele Geld was dafür benötigt wird.
      Die Straßen waren wirklich so leer, hauptsächlich im Inland. Das liegt an der Route, dem Navi und der niedrigen Bevölkerungsdichte dort. Abgesehen davon versuche ich immer beim Fotografieren keine Fahrzeuge mit abzulichten. Nichts ist hässlicher wie eine fahrende Dose in der Natur!

      edit: Wie Markus schon sagte, gab es natürlich auch sehr befahrene Pässe. Fast schon wie bei Wallfahrtorten. Dort war vor allem wegen der Tour de France viel Radtourismus, aber auch Motorräder. Wenn du einsame Gegenden bevorzugst, kannst du die durchaus auch in den Alpen finden.

      Gruß Bastian

    2. Servus,

      in den Alpen kommts drauf an, wo du fährst. Am Col du Galibier oder in der Verdonschlucht z.b. war gut was los, wohingegen am Col de la Bonette fast kein Mensch unterwegs war. Lag evtl auch an der fortgeschrittenen Tageszeit. Aber die meisten Gegenden dort sind nicht sehr stark befahren, bis auf einige bekannte Straßen.
      Also machs! 😉

      Grüße vom Markus

  9. Hallo Bastian,

    Finde ich sehr gut Deine Reise Berichte, das muss man erst mal zustande bringen, Handwerklich scheinst Du nicht unbegabt zu sein, sonst hättest Du schon paar mal wieder umdrehen können, Deinen Spruch Reparatur und Weiter ist genau meine Längenwelle.
    Bin 51 Jahre, vor 30 Jahren habe ich Ähnliche Sachen gemacht, nicht 7000km, 4-5000km aber doch.
    Suche schon lange jemand der so was macht, in meinem Bekannten Kreis gibt es leider keinen der so was mit macht, leider, darum suche ich jemand, wenn die Chemie stimmt könnte man mal was machen.
    Ich lese manchmal was von Eichstätt u. Regensburg, meiner einer kommt von Regensburg.
    Würde mich über einen Kontakt freuen !!

    Liebe Grüße aus Regensburg

    Bertl

  10. Bonjour Bastian,
    prima was Du alles mit einer Fuffy machst.
    Aber Dein „französischen Bier“ war ein belgisches aus meiner Region. Maredsous ist ein Kloster in der Nähe von Namur. Dorthin zu scootern wäre auch ne Idee für eine Wochenendtour.
    Alles Gute für Deine Mopedausflüge in 2014.
    Jean-Didier

    1. Hallo Jean-Didier,

      ich danke dir.
      Also war das ein belgisches Bier in belgischem Bierglas. Ich muss mich bei den Franzosen entschuldigen! 😉
      Geschmeckt hat es, aber so ein Glas ist doch keines Biere würdig.
      Vielleicht besuche ich einmal das Kloster, schließlich sind Patres auf der ganzen Welt die besten Bierbrauer.

      Gruß Bastian

  11. Hey, super die Tour!

    Sehr großen Respekt, habe bis jetzt eher kleinere Dinge gefahren – Würzburg nach La Spezia mit 500er Eintopf,
    Würzburg – Elba mit 500er Eintopf. Käfer mit Tauchausrüstung und 2 Rädern innen, sowie Campingausrüstung von Würzburg nach Korsika. Radtour von Düsseldorf nach Texel (NL) hoch. Vespa PX 150 Tour von Düsseldorf nach Domburg ans Meer (NL) und zurück dann nach Würzburg. Achso und mit dem Camperbus von Perth hoch nach Darwin.

    Allen Fahrereien gemeinsam waren wirklich das starke Meditations- / Hypnose-Gefühl. Besonders extrem war es mit dem Rad, wenn man dann um 18.00 Uhr noch nicht wusste wo man schläft und es langsam dunkler wurde 😉

    In der doch vorhandenen Anspannung war ich da manchmal froh, dass diese, meine „inneren Funken“ keiner ertragen musste. Bei den Moped-Touren gab es diese Spannungen dann, da war ich nicht allein.

    Besonders schön leuchtet die Sonne am Horizont über dem Meer,
    wenn man vorher 10 Stunden Richtung Küste durch den Regen geradelt ist.
    Das vergisst man nie.

    Allzeit gute Fahrt & LG
    Fx

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