Slooowriders - Rock 'n' Roller

hatte am Mittwoch einen Termin am Hauptbahnhof Augsburg und die Wahl: Auto mit einem platten Reifen, der nach 5 Stunden wieder platt sein würde, den ich aber mit Fuß- oder elektrischer Rasselpumpe (zur allgemeinen Freude der Anwohner) wieder aufpumpen könnte.

Auto mit vier Reifen, die alle sichtbar zu wenig Druck haben, die nach dem Aufpumpen aber wenigstens 12 Stunden brauchen, um auf einen kritischen Druck abzufallen.

und der öPNV - aber mindestens ein Auto, um zum Friedberger "Park & Ride"-Platz zu kommen, oder wahl- und schätzungsweise 2 Stunden Odyssee, um an mein Ziel zu gelangen...

und eigentlich wäre am Zielort auch noch ein Parkhaus gewesen...

das Drama begann mit einem Warnstreik des öPNV am Mittwoch morgen - somit jede Menge Volk auf der Straße, das ansonsten aus gutem Grund den öPNV nutzt...
Ergebnis: für die 12km von daheim zum Hbf hab ich 'ne knappe Stunde gebraucht (normalerweise fahre ich in der Früh von Friedberg 50km nach München... - wenn's gut läuft, hab ich nach 45Minuten auch schon einen Parkplatz. - Bekannte brauchten über 'ne halbe Stunde für die Fahrt ins Geschäft (ebenfalls Bahnhofsnähe), die sonst allenfalls 15Minuten in Anspruch nimmt)
das Parkhaus aber machte wegen Umbauarbeiten einen ziemlich geschlossenen Eindruck...
da man ansonsten innerhalb der Unweltzone nur zeitlich begrenzte Parkplätze findet, hab ich eben außerhalb einen Parkplatz gesucht und auch relativ schnell einen gefunden.

bei meiner Rückkehr dann: Zettel am Scheibenwischer der mir einen Bußgeldbescheid ankündigt, weil ich "unberechtigter Weise" in die Unweltzone eingefahren wäre...
und tatsächlich: wenn man die Schilder sucht, kann man sie verdeckt hinter einem Baum sogar finden!

für die Ortskundigen: die Rosenaustraße markiert die Grenze zur Unweltzone; an der Kreuzung zur Pferseer Straße ist Dauerstau und ich habe meinen Parkplatz am Anfang der Johannes-Rösle-Straße gefunden - wo unrestriktiertes Parken möglich ist und von wo aus man die Rosenaustraße sogar noch beobachten kann, weil noch keine Bebauung im Weg steht...
- soviel zur Reinhaltung der Luft (ach ja, die Bäume, die im satten Grün dastehen)...

"unberechtigt" war ich, weil ich mich - statt für meinen red devil - für meine rote Cora entschieden hatte, und deren grüne Unweltplakette ist noch immer auf ihr früheres münchener Kennzeichen ausgestellt (was die letzten vier Jahre auch nie ein Problem war, weil ich die Stadt Augsburg grundsätzlich meide und allenfalls im Parkhaus der Citygalerie parke)...
eine jener Unweltplaketten, die für die Ewigkeit gedacht sind...
kennzeichentechnisch ist sie das dritte Auto, das ich mit meinem Aichacher Kennzeichen fahre - vom zweiten (Leela) müsste eigentlich noch die grüne Plakette irgendwo rumschwimmen, denn Leela hatte zum Zeitpunkt des Eigentümerwechsels nur noch drei Monate bis zur nächsten HU und es stand ziemlich bald fest, dass sie die mit vernünftigem Aufwand nicht bestehen würde.

das Amtsgericht Augsburg urteilte am 14.09.2010 (Az.: 45 OWI 608 Js 111541/10): Für ein Bußgeld bei fehlender Übereinstimmung des Kennzeichens auf der Plakette und dem Fahrzeug fehle die gesetzliche Grundlage.

die Stadt Augsburg bezieht sich auf das Urteil eines Richters aus Hamm, der forderte, dass die Kennzeichen übereinstimmen müssten, um eine Kontrolle zu ermöglichen. in seinem Fall aber ging es um einen alten Dacia, dem ganz offensichtlich irgendeine Plakette hinter die Windschutzscheibe geklebt worden war, ohne jegliche Chance überhaupt irgendeine Unweltplakette zu erhalten.
beide (Halter und Richter) kannten wohl das "Werkzeug" des Wunschkennzeichens nicht.
wollte man die Berechtigung zur Zuteilung der Plakette ernsthaft kontrollieren, sollte eine entsprechende Plakette von der Zulassungsstelle auf das vordere Nummernschild geklebt werden, dort, wo früher die AU-Plakette prangte und wo einige Kennzeichen bis heute einen hässlichen Fleck haben, seit die AU teil der HU ist (und man "sein" Kennzeichen über mehrere Fahrzeuggenerationen weiterführen kann).

interessant ist aber doch, dass Städte wie Augsburg dem unbescholtenen Bürger unterstellen, er hätte sich seine grüne Unweltplakette unrechtmäßig erschlichen, nur weil das angebene Kennzeichen in der Plakette nicht mit dem Kennzeichen am Fahrzeug übereinstimmt.
für unsere Stadtverwalter sind wir offensichtlich erstmal alle potentielle Kriminelle...
und ich Depp war doch tatsächlich bisher der Meinung, Rechtstaatlichkeit hieße, dass man solange als unschuldig gilt, bis eine Schuld von einem ordentlichen Gericht festgestellt wird...
wenn die Stadt mir also unterstellt, mein Auto würde die grüne Plakette zu unrecht führen (was braucht's dazu? Ottomotor mit geregeltem Kat - kein Mensch fragt, ob der Kat tatsächlich noch das tut, was er tun soll... - das fällt allenfalls bei der nächsten HU/AU auf...), dann meine ich, liegt die Beweislast doch bei der Stadt und nicht bei mir als Fahrzeughalter...

deshalb: Feuer und Flamme für diese Stadt!

da die rote Cora demnächst ohnehin zur HU muss, werd ich bei der Dekra mal fragen, ob ich neben der grünen auch noch eine gelbe und eine rote Plakette haben kann...
ursprünglich sah das Schild, das eine Unweltzone markiert ja so aus, als bräuchte man alle drei...