4. Tagebuch (Nürnberg-Porto, 7000km, 22Tage, 50ccm, 2012)

11. Tag: (Endlose Weite)Mein Campingplatz lag auf über 1300m Höhe, dementsprechend kalt war es am nächsten Morgen. Um 830 saß ich wieder auf dem Roller. Das lange Fahren ist, wie viele meinen mögen, keine Anstrengung für mich, es ist eher wie eine Art Meditation, ohne esotherisch klingen zu wollen. Es bläst mir einfach den Kopf frei.

Die spanische Weite wird hier ziemlich plastisch abgebildet. Es war kühl, auf diesem Hochplateau, Wüstenklima und Höhe ergeben Frieren in den Morgen- und Abendstunden.

Dieser See war eine willkommene Abwechslung für meine Augen.

Und die Einsamkeit ging weiter :).

Irgendwann erreichte ich eine größere Ortschaft. Mir war kalt und ich hatte Hunger, außer Frühstück hatte ich noch nichts im Magen. Ich fuhr eine Pizzeria an. Natürlich konnte ich mich nicht verständigen, also sagte ich der Bedienung sie solle auf die Pizza machen was sie wolle, ich esse. Sie fragte: „Grande?“, ich erwiderte: „Grande!“.

So ein Irrsinn! Die große Cola ist ein ganzer Liter und die Pizza hatte Ausmaße um eine ganze Familie satt zu bekommen. Trotz riesigem Hunger schaffte ich die Portion nicht. Ein wenig ärgerte ich mich über meinen Leichtsinn, einfach alles in groß zu bestellen.

Nach einer Stunde ging es kugelrund weiter.

Plötzlich war ich irgendwie in Portugal. Ich durchfuhr einsame Dörfer, Menschen und Autos sah ich keine. Irgendwann bemerkte ich, dass sich Portugal in einer anderen Zeitzone befindet wie wir, also stellte ich meine Uhr um.

Teilweise waren die Straßen sehr schlecht, wie oben zu sehen. Ich machte mir Sorgen um meine hilfsdürftig geflickte Statteltaschenhalterung. Und zurecht, mehrere Schrauben lösten sich und ich musste sie nachziehen, blöde Rüttelpisten.

Endlich fand ich einmal wieder einen Brunnen, dieser stand einfach mitten in der Pampa, das nutzte ich ausführlich. Zähne putzen, Haare waschen etc. Erfrischend kühl!

Der Abend kam und ich suchte mir kurz vor Einbruch der Nacht eine Ecke zum Schlafen. Hinter einer Bauruine wurde ich um 2030Uhr fündig. Bis 100km vor Porto war ich gekommen. Ich freute mich auf die Stadt und natürlich auf das Meer.

Zurückgelegte Strecke: 380km.

12. Tag (Porto)Um 8Uhr stand ich auf. Ich hatte Tau auf meinem Zelt. Vorher in der Wüste war immer alles staubtrocken gewesen.

Sofort ging es eine Gebirgskette hinauf. Die Aussicht war wunderbar. Ich schoss viele Fotos.

Hinter dem Nebel kann man die Meseta Central erkennen, auf welcher ist tags zuvor noch unterwegs gewesen war.

Es ging noch weiter hinauf.

Eine Aussicht vom Feinsten.

Auch schon auf der Hochebene konnte man auf jedem Hügel Windräder sehen. Das macht auch Sinn, da der Wind konstant aus Westen blies und das seit Andorra! Meine Durchschnittsgeschwindigkeit wurde um etwa 10km/h gedrückt, nur durch den stets vorhandenen Wind!

Hier ist schon Porto zu sehen. Ähnlich wie in den Seealpen kommt man aus völliger Einsamkeit an die dicht besiedelte Küste. Diese Tour war voller Kontraste.

Sofort fuhr ich ein goldenes M an für freies WIFI. Zeltplatzsuche! Ich fand einen in Strandnähe, fuhr hin und baute mein Camp auf. Eine Waschmaschinenladung wurde durchgejagt und aufgehängt. Währenddessen genoss ich eine Dusche.

Kaum war das erledigt, begab ich mich zielstrebig in die Stadt, welche aus vielen kleinen Sträßchen und Gassen besteht. Mit dem Auto macht es denke ich keinen solchen Spaß, wie mit dem Roller :).

Eine Tiefgarage nahm meinen Roller auf und ich erkundete die Stadt zu Fuß. Hochstimmung herrschte, diese Stadt ist schön, heimelich, altertümlich, einfach toll.

Ich lief an einem Internetcafe vorbei und rief per Skype in der Heimat an. Kurz darauf setzte ich mich in einen der vielen Sightseeing-Busse, welche an diesem Platz hielten. 12€ waren nicht wenig, aber mit diesen Bussen hatte ich in Berlin gute Erfahrungen gemacht. Zwar war das Bähnchen in Avignon ein Reinfall gewesen, aber wie sollte ich sonst etwas über diese Stadt erfahren.

Hier ein paar Impressionen:

Der Bus fuhr eine große Schleife durch und um die Alt-/Innenstadt von Porto. Hier die Promenade am Atlantik.

Ich hatte es geschafft, ich war am Atlantik angekommen. Zwar war das nicht ganz der westlichste Punkt des europäischen Festlandes, aber fast :).

Diese Stadt hatte mich in seinen Bann gezogen. Für mich war es das Highlight der Tour! Ich fühlte mich pudelwohl.

Das ehemalige Arbeiter- und Fischerviertel von Porto. Die Architektur beeindruckte mich.

Und erst diese Wandfliesen! Genannt Azulejon. Ich konnte gar nicht mehr wegschauen…

Ok, ich gebs zu, die Wandfliesen waren mir pfurz-egal. Nicht nur Porto war schön, auch die Frauen und zwar auf der ganzen iberischen Halbinsel. Groß, schlank, gutaussehend. Passt eigentlich nicht zu den kleinen Männern dort :). Nur blöd das man sich mit niemanden unterhalten kann. LERNT ENDLICH ENGLISCH!

Tolle Stahlkonstruktion.

Das hier ist das Viertel in dem der ganze Portwein hergestellt wird, ich war im Himmel!

Die Innenstadt im Ganzen.

Den Bus verließ ich wieder an dem Platz, an welchem ich zuvor eingestiegen bin. Der Tag war fast zu Ende, schade. Ich entschloss mich noch ein paar einheimische Dinge einzukaufen und fand eine kleine Bar, welche auch gleichzeitig Touristenfalle war. Also lies ich mich fangen und kaufte einen guten Portwein, Rosenmarmelade und in Weinbrand eingelegte Chilis. Erstaunt war ich über den Wirt/Verkäufer. Er konnte Englisch und nach fünf Minuten fachsimpeln über Portwein merkten wir, dass wir beide Deutsch können. Perfekt, das erste richtige Gespräch seit Avignon.

Ich verabschiedete mich und lief Richtung Roller.

Ich hoffe die vielen Fotos von Porto führen zu keiner Langeweile, mir wurde es in dieser Stadt jedenfalls nie langweilig.

Am Zeltplatz räumte ich noch ein wenig auf und machte mich dann an den dringend benötigten Ölwechsel. Der klappte auch ganz gut, nur leider hatte mir meine Werkstatt die falsche Zündkerze mitgegeben. Die alte sah noch gut aus, also musste sie halten bis ich wieder daheim war.

Die Verkleidungen baute ich nicht wieder an, es war schon dunkel geworden. Stattdessen ging ich runter zum Strand, setzte mich in den Sand und hörte dem Meeresrauschen zu. Selten dass ich so entspannt war, wie an diesem Tag. Um 23Uhr lag ich in der Koje.

Zurückgelegte Strecke: 150km.

13. Tag (Pilgerreise)Um 9Uhr stand ich auf und baute erst den Roller wieder zusammen. Wäsche abhängen und Camp abbauen folgten anschließend.

1330Uhr war es, als ich Porto den Rücken zukehrte. 18€ bezahlte ich bei der Rezeption.

Eigentlich wollte ich mich in die Fluten des Atlantiks stürzen, aber der Campingplatz und die Stadt Porto waren zu teuer, so verschob ich das Schwimmen auf die Nordküste von Spanien, welche ich mir ansehen wollte, genauer gesagt Asturien. Vorher aber nahm ich Kurs auf Santiago de Compostela, dem Ziel des Jakobsweges. Einmal sehen was so toll an diesem Ort ist. Wahrscheinlich nichts, dachte ich mir, es geht beim Pilgern mehr um die Reise, denn um das Ankommen. Das ist bei mir ähnlich.

Das hier war schon wieder Spanien, die Westküste. Die Uhr wurde wieder zurückgestellt. Leider habe ich das Meer nicht oft zu Gesicht bekommen, das hatte ich mir anders vorgestellt.

Der restliche Tag stand hauptsächlich im Zeichen des Vorankommens. Ich war auch so entspannt, dass ich gar nicht daran dachte Fotos zu schießen. Ich musste auch einmal wieder auf die Autobahn um einen großen Fluss zu überqueren und darüber führte nur die Autobahnbrücke.

Schnell verging die Zeit und ich erreichte zum Sonnenuntergang Santiago.

Kurz vor Ladenschluss kaufte ich einen großen Wasserkanister und Grillkäse bei Lidl ein. Die deutschen Supermärkte gibt es wirklich überall. Das hat etwas von mafiösen Strukturen.

Zuerst nahm ich an dies sei die Pilgerstätte, falsch gedacht…

Das war schon beeindruckender, zumal ich mich vorhin wunderte, dass an der anderen Kirche nichts los war :D.

Nahansicht. Da hat man sich beim Bau Mühe gegeben! Besichtigen konnte ich die Kathedrale leider nicht, es war abgeschlossen.

Mein Aufenthalt war relativ kurz, es dämmerte schon. Ich fuhr noch ein paar Kilometer aus der Stadt hinaus und fand einmal mehr eine Bauruine hinter der ich mich breit machte. Nach dem Zeltaufbau grillte ich mir den Grillkäse auf dem Gasgrill. Hrhr das ist ein männlicher Satz! 😀

Wiedereinmal lag ich erst um 23Uhr in den Federn.

Zurückgelegte Strecke: 290km.

14. Tag: (Tiefenentspannung)
Diesen Morgen startete ich etwas später und so saß ich erst um 1015Uhr wieder auf dem Roller, nach ein paar selbstgemachten Sandwiches.

Bis zum Horizont und noch weiter!

So langsam trat ich nun die Rückreise an. Um mir diese zu versüßen, hatte ich mir verschiedene Zwischenziele gesetzt:
– Die Nordküste von Spanien.
– Banderas Reals (eine Halbwüste).
– Pyrenäenüberquerung.
– Viaduct von Millau.
– Zentralmassiv.
– Col de L´Iseran. (Westalpen).

Wenn ich mir keine Zwischenziele gesetzt hätte, wäre es eine seeeeeehr lange Heimreise geworden von 3000km. Auf diese Weise begann die Heimfahrt erst nach dem letzten Zwischenziel. Das hat mental auch richtig gut funktioniert. Bammel hatte ich schon ein wenig davor. Umzukehren und dann zu denken, ohje jetzt habe ich eine zweiwöchige Heimreise vor mir. Gut dass sich meine Befürchtungen nicht bestätigt haben!

Den ganzen Tag und auch die ganzen nächsten Tage, kamen mir Pilger entgegen. Immer mit Spazierstöcken in der Hand und einem Lächeln auf dem Gesicht. So muss das sein! Egal wie man reist, Hauptsache man ist mit offenen Augen und Gemüt in der Welt unterwegs.

Ich erreichte die Nordküste und sah gleich eine schöne Playa (Strand) vor mir liegen. Diese Playas, welche über die ganze Nordküste verteilt zu finden sind, befinden sich meistens in schönen Buchten, wie hier. Endlich kam der Wind einmal von hinten nach einer Woche Gegenwind!

Natürlich fuhr ich gleich hinunter. Ich traute mich aber nicht meinen Roller unbeaufsichtigt zu lassen. Das ist der Fluch, wenn man so unterwegs ist wie ich. Schwimmen war also wieder nicht möglich.

Ich setzte meine Hoffnungen auf Santander. Dort wollte ich frühzeitig am nächsten Tag ankommen, mir einen Campingplatz suchen und dann in der Sonne am Strand braten.

Noch eine Playa und sie waren alle so malerisch. Trotz der schönen Buchten war ich etwas enttäuscht. Das Meer zeigte sich nicht oft, dabei dachte ich das wäre eine Küstenstraße :(.

Gegen Abend erreichte ich Gijon. Ich nutze die letzten Sonnenstrahlen des Tages für einen kurzen Spaziergang an der Promenade. Besonders gefallen hat mir der Strand, welcher direkt angrenzend an die Innenstadt liegt. Normalerweise findet man hier einen Hafen oder Ähnliches.

Nun wurde es aber Zeit eine schöne Wiese zu finden.

Und ich fand sie. Der perfekte Platz zum Wildcampen. Nicht einsehbar, direkter Blick aufs Meer und eine schön kräftige Wiese unter meinem Zelt. Der Sonnenuntergang war rötlich untermalt und ich lächelte über die Campingplatzbesucher, welche 300m weiter für das Gleiche ordentlich Kohle zahlten.

Zurückgelegte Strecke: 400km.

15. Tag: (Kostenloser Rundflug)Hatte ich mich am Abend davor noch auf die schöne Aussicht am nächsten Morgen gefreut, musste ich ernüchtert feststellen, dass sich die Nordküste bis mittags oft nebelverhangen präsentiert. Darum fuhr ich erst um 11Uhr weiter. Ziel war das 150km entfernte Santander, dort wollte ich auf einen Campingplatz und den Rest des Tages am Strand verbringen.

Ich war noch müde und fuhr gedankenversunken Richtung Osten. Lange war nicht nicht unterwegs, bis ich mich fragte warum dort plötzlich etwas Rotes vor mir erscheint.

Meine Gedankengänge waren recht einfach:
1. Was ist das?
2. Verdammt, nen roter Kotflügel.
3. Ohje, ich kann nicht mehr reagieren.
4. Das hört sich ja böse an. (Beim Aufprall in die Seite des Autos)

– – – – – – – Keine Aufzeichnungen vorhanden – – – – – – –

5. Hm, ich liege rücklinks neben dem Auto auf dem Asphalt und mir tut nichts weh, juhu.
6. Jetzt hat der Trottel mich wirklich umgenietet. Ich ließ meinen Kopf deprimiert auf die Straße sinken und atmete tief durch.
7. Mist, der Roller wird wohl nicht mehr fahrtauglich sein.

Leute liefen herbei, und die Insassen des Fahrzeugs stiegen aus. Also dachte ich, schnell aufstehen sonst machen die sich noch Sorgen. Mehr kümmerten mich die anderen Leute auch nicht. Mein erster Blick galt meinem Roller. Ich sah eine Fußraste die Straße entlangrollen, Verdammt!

Meinen Giggle hatte es in den Graben geschleudert, er lag auf der Seite, den Lenker in den Boden gebohrt. Ich war überrascht. Die Satteltaschen waren noch am Fahrzeug, auch sonst sah alles noch gut aus. Selbst meine Kamera, welche ich umhängen hatte, war noch in einem Stück, die wurde wohl von meinem Körper gerettet.

Nun musste ich erst einmal Allen versichern dass es mir gut ging. Sofort kümmerte ich mich um die Bergung meines Rollers. Viel reden konnte ich nicht. Ich war in einem merkwürdigen Zustand. Einerseits sehr ruhig, als ob mich nichts aus der Ruhe bringen könnte, wie die letzten Tage auch. Andererseits pulsierte verdammt viel Adrenalin in meinen Adern, das logische Denken fiel mir schwer, ein komisches Gefühl.

Jedenfalls lief dann alles seinen Gang, Versicherungen kontaktiert, Unfallprotokoll ausgefüllt, Fotos gemacht etc. Glück hatte ich, dass der Spanier sehr gut Englisch konnte, auch wenn mir durch das Adrenalin das Englischsprechen schwer fiel. Ich sagte öfters zu mir selbst: „Hirn, jetzt arbeite mal wieder!“.

Die Fußraste war weggebrochen und die Fußrastenanlage aus massivem Stahl verbogen. Vielleicht hat sie meinen Fuß und den Roller gerettet!

Das Horn war ausgebrochen und gerissen. Die Satteltaschen verkratzt wie die komplette Seite des Rollers. Außerdem war der Lenker etwas deformiert.

Der Fahrer war mit seiner Familie unterwegs, er hatte mich einfach übersehen und nahm mir auf der Landstraße die Vorfahrt. Gesehen hatte ich ihn erst viel zu spät, deshalb konnte ich auch nicht mehr reagieren. Ich krachte wohl mit Höchstgeschwindigkeit in ihn hinein. Sie kümmerten sich gut um alle Formalitäten und begleiteten mich noch zu einer Werkstatt. Ich reparierte dort mit dem Meister alles Nötige, sodass eine Weiterfahrt möglich war.

Zwischendurch musste ich aber eine gute Stunde die Werkstatt verlassen wegen der Mittagspause. Die Spanier bezahlten den Mann und fuhren dann weiter. Ich ging in diesem Industriegebiet zu einem einheimischen Lokal und aß mir das Mittagsmenü. Es gab Rippchen, Salat, und Eis. Schmeckte richtig gut und war günstig. Ganz anders zubereitet wie bei uns.

Nach dem Mittag ging es weiter mit der Reparatur. Die Fußrastenanlage wurde wieder gerade gebogen, eine Ersatzfußraste wurde angebracht, das Horn wieder befestigt.

Um 17Uhr konnte ich endlich weiterfahren. Der Mist hatte mir einen halben Tag gekostet. Ich ärgerte mich nicht über den Unfall oder die Schäden oder den Papierkrieg, welcher noch kommen würde, sondern nur um die verlorenen Stunden, welche ich nun nicht am Strand verbringen konnte, wie geplant :(. Das war die Krux an diesem Urlaub, ich schaffte es einfach nicht, einmal im Meer schwimmen zu gehen! Aber dafür erlebte ich genügend andere schöne Dinge.

Also stieg ich sofort wieder auf den Bock. Wieder waren es über 30°C. Eigentlich wollte ich nur noch eine Dusche, so verschwitzt war ich nach dem Schrauben.

Damit ich es noch nach Santander auf den Campingplatz schaffte, fuhr ich recht zügig ohne Pause.

Wiedereinmal eine schöne Bucht.

San Vicente de la Barquera.

Ein toller Campingplatz, fast wäre ich in Versuchung gekommen hier den Tag zu beenden. Aber dann hätte ich mir Santander nicht mehr ansehen können.

Um 20Uhr kam ich am Zeltplatz in Santander an. Ich checkte ein, baute das Camp auf und duschte innerhalb von 30 Minuten und so saß ich um 2030 wieder auf dem Roller Richtung Innenstadt.

An der Strandpromenade parkte ich meinen Roller und lief ein wenig spazieren. Etwas Entspannen nach diesem stressigen Tag.

Nachdem ich einmal hin und zurück gelaufen bin, suchte ich mir ein kleines Lokal mit WIFI. Ein Bier und ein paar gescheiterte Einlogversuche später, machte ich mich auf den Rückweg zum Campingplatz. Um 2330Uhr ging in meinem Zelt das Licht aus.

Zurückgelegte Strecke: 180km.

16. Tag: (Hitze, Wüste, Mücken)
Um 8Uhr stand ich auf, duschte und baute das Camp ab. Ich hatte wieder sehr dichten Nebel. Das Auschecken erledigte ich um 930Uhr, sodass die Fahrt weitergehen konnte. Ich zahlte 18€.

Blick über Laredo. Der Nebel hatte sich verzogen. Immernoch hatte ich Rückenwind.

Der letzte Blick auf das Meer, nun ging es wieder ins Landesinnere. Die Wüste lockte mich.

Und schon hatte mich die Meseta Central zurück. Bei dieser Landschaft jagt ein Deja-vu das Nächste. Immer mit der Unsicherheit verbunden, fahre ich im Kreis? Das kommt mir so bekannt vor!

Nun machte schon wieder mein Handyladekabel Probleme. Nun hatte ich auf der Tour schon das Zweite zerstört. In einem großen Einkaufszentrum kaufte ich für 20€ ein Neues. Das 4€ Kabel hatte nichts getaugt.

Am Horizont kann man ganze Sandwolken erkennen. Es war heiß! Sehr heiß! Solch eine Hitze habe ich in meinem Leben noch nicht gespürt. Kennt ihr diese Gebläse auf öffentlichen Toiletten zum Händetrocknen? So fühlt sich diese Luft an. Bei jedem Atemzug spürt man wie die Flüssigkeit dem Körper entweicht. Der Fahrtwind kühlte nicht mehr, er war eine Belastung. Über 40°C im Schatten und Schatten gab es nicht!

Ich kam nach Tudela und fand mich plötzlich in der Wüste wieder. Eigentlich wollte ich sie am nächsten Tag durchfahren, hatte aber keinen geeigneten Campingplatz gefunden, vor allem wegen Mückenschwärmen. Also machte ich mich bei Einbruch der Nacht auf den Weg durch die Wüste. Oben das einzige Bild davon. Es ist verschwommen, wegen langer Belichtungszeit. Enttäuscht war ich von der Landschaft, die schönen Bilder der Bandera Reales, welche ich vorher gesehen hatte, waren wohl nicht hier entstanden. Vielleicht hätte ich eine nördlichere Route durch die Wüste wählen sollen.

In der Wüste wollte ich nicht campen, da es ein Nationalpark ist und auch danach sollte ich kein Glück haben. Ich fuhr durch einen 30km langen Mückenschwarm. Wirklich ekelhaft! Die Dinger hatte ich überall. In den Augen, der Nase, den Klamotten, sogar zwischen den Zähnen. Nachdem ich zu den ersten Ausläufern der Pyrenäen kam, endete die Mückenplage.

Um mein Zelt aufzubauen hatte ich keine Lust mehr. Ich legte mich einfach auf die Plane. Vorher wusch ich mir die Mücken vom Körper und schmierte mich mit Mückenspray ein. Unter herrlichem Sternenhimmel schlief ich um 23Uhr ein. Es strich ein kühler Wind in der Nacht über mich hinweg. Das tat gut. Ab und an wurde ich von einem streunenden Viech aufgeweckt.

Zurückgelegte Strecke: 410km.

17. Tag: (Endlich schwimmen)Zum Morgengrauen um 630Uhr war ich wieder auf den Beinen, schließlich lag mein Lager ziemlich offensichtlich in der Pampa. Nach einem Frühstück ging es um 730Uhr weiter.

Immer weiter Richtung Pyrenäen.

Wie schon auf der Hinfahrt, ist die spanische Seite vor den Pyrenäen schön anzusehen. Das Fahren machte einmal mehr richtig Spaß.

Es wurde immer bergiger.

Diese Brücke, inmitten der Abgeschiedenheit, könnte aus einem Hollywoodfilm stammen.

Den restlichen Tag machte ich keine Fotos mehr. Ich genoss die Landschaft. Die Pyrenäen selbst waren auch kein Grund meine Kamera auszupacken. Dahinter war es dann lange Zeit bewölkt und nebelig, also nicht viel zu sehen.

Gegen Abend fuhr ich durch Toulouse und besuchte eine Therme. Ich wollte wieder wildcampen, brauchte aber trotzdem eine Dusche und so konnte ich endlich einmal schwimmen gehen. Gleich darauf aß ich mir in einem Lokal noch eine Pizza, bevor ich auf einem Acker mein Camp aufbaute. Um 22Uhr legte ich mich schlafen und beobachtete den Sternenhimmel. Es sollte die sternschnuppenreichste Nacht des Jahres sein. Trotzdem habe ich keine gesehen.

Zurückgelegte Strecke: 470km.

18. Tag: (Das Zentralmassiv)Ich stand um 845Uhr auf und fing an mein Camp abzubauen.

Plötzlich entdeckte ich ein paar freche Rehe. Sie kamen sehr nah an mich heran. Dieses Foto ist nicht mit meinem Tele-Objektiv entstanden! Um 930Uhr ging es für mich weiter.

In Albi wollte ich ein wenig surfen über ein freies WIFI. Leider funktionierte es nicht. So konnte ich meine weitere Route nicht richtig planen, also fuhr ich der Nase nach.

Die Le Tarn in Albi. Wirklich hübsch anzusehen.

Nun ging es stark auf mein nächstes Zwischenziel zu. Dem Viaduct von Millau. Vorher aber fuhr ich zwei Tankstellen an. Leider gab es beide nicht mehr. So ging mir der Sprit aus. In meinem Ersatzkanister war auch kein Tropfen mehr. Den hatte ich in der Wüste verbraucht und nicht mehr nachgefüllt. Ich störte eine französische Familie bei der Vorbereitung aufs Grillen. Englisch konnten sie leider nicht, aber nach fünf Minuten wussten sie was ich brauchte :). Sie waren so freundlich mich zur nächsten Tankstelle zu fahren. Ich schenkte ihnen die Rosenmarmelade aus Porto und setzte nach einer Stunde Zwangspause meinen Weg fort.

Ich mag Architektur, darum wollte ich schon immer einmal diese Brücke mit meinen eigenen Augen sehen. Das hier war der touristische Aussichtspunkt mit anschließendem Museum. Ich wollte aber einen schöneren Blick auf die Brücke haben und suchte mir einen hohen Hügel auf der anderen Seite des Tales aus. Dort werde ich schon irgendwie hochkommen, dachte ich mir. Also runter ins Tal, wieder über die Tarn übersetzen und auf der anderen Seite hoch. Ich hatte einen schönen Blick über Millau.

Ich hatte mir den richtigen Hügel ausgesucht! Tolle Aussicht! Dort hinter meinem rechten Seitenspiegel am Ende der Brücke ist das vorherige Bild entstanden.

Hier flogen auch viele Gleitschirme herum. In der warmen Sonne machte ich es mir bequem. Zwei Stunden verbrachte ich dort. Ich genoss die Landschaft, die Wärme, studierte meine Landkarten, schoss Fotos,……ließ Fotos schießen und ruhte mich aus. Um 16Uhr fuhr ich weiter quer durch das Zentralmassiv. Die Landschaft dort ist toll! Es gab auch wieder Brunnen mit Trinkwasser. Die hatte ich vermisst!

Gegen Abend kurz vor Le-Puy-en-Valey suchte ich mir einmal mehr einen schönen Acker zum campen.

Wieder hatte ich einen tollen Platz gefunden. Ich war auf 1200 Höhenmetern, dementsprechend kühl war es. In der Koje lag ich gegen 22Uhr.

Zurückgelegte Strecke: 330km.

19. Tag: (Alpen ahoi!)Der Tag startete um 8Uhr,…

…mit einer tollen Aussicht. Die hügelige Landschaft des Zentralmassivs hing nebelverhangen und träumerisch vor mir. Die Fahrt konnte um 9Uhr fortgesetzt werden. Schließlich wollte ich das Zentralmassiv auskosten, also fuhr ich einen kleinen Umweg zu meinem nächsten Ziel, dem Col de L´Iseran.

Das Rhonetal durchfuhr ich einige Zeit später. Nun ging es durch den Vercors Regional Natural Park, wirklich schön. Ich durchquerte Grenoble und erreichte die Alpen.

Diesmal suchte ich mir frühzeitig einen Campingplatz. Mir ging die Wäsche aus. Der Erste den ich anfuhr wollte für die Nacht 32€, welch ein Wahnsinn! Der Zweite 9€ und 6€ für eine Waschmaschine, da schlug ich zu. Es war der günstigste Platz auf der Tour. Im Durchschnitt schätze ich Campingplätze auf 15€ pro Nacht, wenn nicht sogar darüber. Ich frage mich was sich die Betreiber dabei denken. Nunja, ich wartete geduldig auf meine Wäsche und hängte diese dann auf. Danach ging ich in ein Restaurant eine Pizza essen. Es war gut aber teuer, naja normale französische Restaurantpreise.

Auf der Fahrt zum Restaurant entdeckte ich ein Schild, welches zur L´Alpe d´Huez wies. Es dämmerte zwar schon, aber ich hatte an diesem Tag nichts mehr vor. Das Camp war auch schon aufgebaut. Also entschied ich mich dort hochzufahren. Ich wollte sehen warum die Tour de France da immer entlang führt.

Die Hänge waren verdammt steil, dadurch hatte man eine klasse Aussicht. Hier kann man die Höhe richtig sehen und fühlen! Ich fuhr bis hinauf in dieses Skidorf, inzwischen war es dunkel geworden.

Auf der Abfahrt bemerkte ich ein merkwürdiges Fahrverhalten meines Rollers. Außerdem schoss ich dieses Foto von Le Bourg d´Oisans. Unten fuhr ich noch eine Tankstelle an bevor ich mich um 22Uhr schlafen legte.

Zurückgelegte Strecke: 330km.

20. Tag: (Pleiten, Pech und Pannen Teil2)
Nach dem Aufstehen um 845Uhr hängte ich die Wäsche ab, duschte mich und baute das Camp ab. Gegen 945Uhr startete ich in den Tag. Es herrschte jetzt schon tolles Wetter. An einer Tankstelle überprüfte ich den Reifendruck, da am Abend davor der Roller sehr schwammig reagierte. Ich verlor Druck. Mist! Ich hoffte dass es nur wenig war, füllte nach und fuhr weiter.

Vom Campingplatz ab ging es bergauf. Es sollte der Tag der Pässe werden.

Kurz vor diesem Foto wollte es ein Fahrradfahrer wissen. Ich überholte ihn mit knappem Tempoüberschuss. Daraufhin strampelte er mir hinterher, bis er es schaffte wieder an mir vorbei zu kommen. Als er es geschafft hatte, grinste er, grüßte und lies sich völlig fertig wieder zurückfallen :).

Los ging es mit dem Col de la Croix de Fer, mit guten 2000m und tollem Panorama. Die Straße war sehr schmal.

Zwischendurch kaufte ich in einem Supermarkt ein und machte hier Picknick. So muss das sein!

Nun ging es weiter mit dem Col de L´Iseran. Es war eine kurze aber steile Auffahrt, auf welcher ich von einer ganzen Meute angefeuert wurde. Mit 2770m ist er der höchste Gebirgspass der Alpen. Die Hochalpen hatten mich zurück. Leider hörte sich mein Roller ab einer gewissen Höhe nicht mehr normal an. Ich wusste nicht was es war, ab und zu fühlte es sich an wie Leistungsverlust.

Die Aussicht vom Iseran aus.

Abfahrt über die Nordrampe, im Hintergrund ist Val-d´Isére zu sehen. Wieder so ein Nobel-Ski-Ort. Bloß schnell durch dort und weg.

Das Fahrverhalten wurde wieder schwammig, also hatte ich wirklich ein größeres Loch im Reifen. Bei jedem Tanken füllte ich Luft nach.

Col du Petit Saint-Bernard. Der kleine Sankt Bernhard. Er liegt auf der Grenze zu Italien. Somit ließ ich Frankreich hinter mir. An dieser Auffahrt stach mich ein Viech in den Hals. Drei Mal, bis ich es schaffte anzuhalten.

Und wieder hatte ich dieses komische Verhalten meines Motors. Reifen und Motor, gleich zwei Problemkinder!

Auf allen drei gefahrenen Pässen traf ich denselben Italiener wieder. Er machte etwas länger Pause, holte dann aber wieder bei der Fahrt auf. Man sieht, soooo viel langsamer ist man mit 50ccm gar nicht unterwegs.

Wir versuchten uns immer wieder zu unterhalten, das klappte aber mehr schlecht als recht. Ich konnte kein Italienisch und er weder Deutsch noch Englisch.

Trotz allem verstand ich ihn, als er mir sagte hier hätten sich die Bekloppten im 2. Weltkrieg beschossen. Zeitzeugen sieht man noch.

Der Mont Blanc oder Monte Bianco (Weißer Berg). Wusste ich 2009 noch nicht, welcher nun der Mont Blanc war, erfuhr ich es jetzt hier von dem Italiener.

So, nun befuhr ich italienischen Boden. Leider führte mich mein Navi in die Irre und wollte mich durch den Mont-Blanc-Tunnel lotsen. Bevor ich es merkte stand ich in der Autoschlange zum Tunnel. Da dachte ich mir, gut, wenn ich schon einmal hier bin, versuche ich auch hindurch zu kommen. An der Autoschlange schoss ich vorbei bis zum Mauthäuschen. Ganze zehn Minuten dauerte das folgende Gespräch mit dem Wärter. Die Autofahrer, an welchen ich vorher vorbei geschossen war, mussten mich hassen :). Das End vom Lied war, dass ich umdrehen musste.

Auch nicht so schlimm dachte ich mir, schließlich war es eh der Plan gewesen über den Col du Grand Saint-Bernard, den Großen Sankt Bernhard zu fahren. Ich fuhr wieder hinunter, um gegen Abend Aosta zu erreichen.

Gleich darauf fuhr ich auf den Großen Sankt Bernhard zu. Noch in Aosta ging es los mit der Anfahrt. Und noch in Aosta bekam ich noch stärkere Probleme mit dem Leistungsverlust. So stark, dass mir der Motor absoff und nicht wieder anging. Ich hatte die Befürchtung das selbe Problem wie 2011 zu haben, als mir der Akku hops ging und ich hatte recht. Nichts ging mehr, sogar die Kontrolllämpchen gingen nicht mehr an.

Ich klingelte auf einem LKW-Hof, ich brauchte nur ein Ladegerät. Leider wurde ich dort wirsch abgewiesen mit der Information man ist kein Reparaturservice. Nebenan war ein Restaurant. Dort waren die Angestellten sehr freundlich und hatten sogar ein Ladegerät. Ich klemmte es an, setze mich auf die Terrasse, trank ein Bier, aß Pasta und Tiramisu. Es schmeckte herrlich. Das Lokal war eines der etwas gehobeneren Klasse, nach meiner Definition. So kam eine gute Rechnung zusammen. Aber das hatte ich erwartet. Hier einzukehren war das Mindeste was ich tun konnte, nach der netten Hilfe.

Leider nützte das Laden nichts. Der Akku war völlig hinüber. Zu allem Überfluss sagte man mir, dass am nächsten Tag Feiertag wäre. An diesem Tag war um 21Uhr natürlich auch schon jedes Geschäft geschlossen.

So, nun was sollte ich tun? Der Campingplatz war zum Laufen zu weit entfernt. Ich versuchte mein Glück und rief den ACE an. Vielleicht wüssten die wo ich jetzt noch einen Akku auftreiben könnte. Leider verstehen die sich aber nur aufs Abschleppen. Es ist wie in so einer Computerwarteschlange. „Ich habe ihre Anfrage nicht verstanden, bitte wiederholen Sie!“, „Sagen sie 1 für das Abschleppen und 2 für das Besorgen eines Hotels.“. Ich lies mich darauf ein, wenigstens bekam ich dadurch die zwei Nächte ein Hotel bezahlt.

Eine halbe Stunde später kam um 22Uhr der Abschleppdienst. Wir fuhren den Roller in die Werkstatt, schlossen ihn dort ein und er setzte mich noch an einem Hotel ab. Es war ein 3-Sterne-Haus und ich bezog mein Zimmer um 23Uhr.

Resümee des Tages: Der Hinterreifen verlor Luft, der Akku war zerstört und ich saß in Aosta fest.

Zurückgelegte Strecke: 290km.

21. Tag: (Langeweile)
Ich schlief aus, was sollte ich sonst machen? Ich hing hier fest. Noch nicht einmal einen Ausflug konnte ich machen ohne Roller.

Gegen 11Uhr verließ ich das Hotel und ging ein wenig spazieren. Vielleicht hat doch eine Werkstatt offen oder eine Tankstelle einen Akku auf Lager. Aber es war vergebens.

Nur ein Euronics hatte offen. Dort kaufte ich ein Handyladekabel für 230V. Ich lade mein Handy/Navi ausschließlich am Roller, deshalb hatte ich keines mitgenommen auf die Tour. Außerdem kaute ich noch eine neue größere Speicherkarte für meine Kamera. Der Speicherplatz wurde eng nach 600 geschossenen Fotos.

Ich ging zurück ins Hotel, ich hielt es nicht aus in der Mittagssonne. Es war heiß und ich hatte nur eine Jeans dabei. Meine restliche Wäsche war in der Werkstatt bei meinem Roller.

Den Rest vom Tag verbrachte ich im Hotelzimmer. Gut das ich mir ein paar Filmchen auf mein Handy geladen hatte. Den italienischen Kauderwelsch auf dem TV konnte man sich nicht antun.

Am Abend, als es abgekühlt hatte, verließ ich noch einmal das Hotel. Ich wollte noch einmal spazieren gehen und einen Motorradhändler suchen, damit ich am nächsten Tag weiß wohin ich gehen muss. Drei Stunden war ich unterwegs und ich hatte Glück. Ich fand einen Yamaha-Händler, welcher um 930Uhr am nächsten Tag öffnete.

Zurückgelegte Strecke: 0km.

22. Tag: (Das 24-Stundenrennen von Aosta)
Da ich pünktlich zum Öffnen beim Händler sein wollte, stand ich um 845Uhr auf und lief 45Minuten dort hin. Ich kaufte einen Akku und eine Zündkerze für 80€. Dann rief ich den Abschleppdienst an, ich wollte schließlich meinen Roller zurück. Leider verstand der wie immer kein Wort, also beschloss ich einfach zu der Werkstatt zu laufen, auch wenn es weit war. Auf dem Weg dort hin trafen wir uns zufällig und er nahm mich mit.

Der Akku hatte noch das Handyladekabel und eine Sicherung gelüncht.

Inzwischen habe ich die Theorie dass mein Problem ein überhitzender Laderegler sein könnte. Der wird bei stundenlanger Bergauffahrt vielleicht nicht genügend gekühlt. Wenn er dann aussetzt und der Akku ungeregelt geladen wird, kommt es logischerweise zu Spannungsspitzen und der Akku wird zerstört. Ich muss das vor der nächsten Tour prüfen!

Nach der Reparatur verabschiedete ich mich von dem freundlichen Mann und fuhr ohne Helm, dieser lag noch im Hotel, zu Euronics. Dort kaufte ich mir ein Handyladekabel. Somit habe ich auf dieser Tour ganze drei Handyladekabel für 12V verbraten, das fällt bei mir wohl unter die Kategorie Verschleißteile. Im Hotel duschte ich, zahlte die 140€ für die beiden Nächte und checkte aus.

Um 12Uhr machte ich mich auf den Weg nach Hause. Ab jetzt war es eine Heimfahrt, ich hatte kein Zwischenziel mehr übrig.

An einer Tanke füllte ich Luft und Sprit nach bevor es wieder bergan ging.

Und schon war ich oben.

Nun befuhr ich wieder die Schweiz. Leider verlor ich immer schneller die Luft in meinem Reifen.

Das merkte ich stark bei der Abfahrt.

Ich hielt beim ersten Zapfpunkt an und flickte mit meinem Reparaturset den Reifen. Das hätte ich schon vorher tun sollen. Es klappte einigermaßen, dachte mir aber, dass es beim nächsten Mal besser klappen würde.

Nach 30Minuten fuhr ich um 1420Uhr weiter der Heimat entgegen.

Ich erreichte Martigny und fuhr das Rhonetal entlang Richtung Montreux.

Die Schweizer sind richtig weise! Gefällt mir diese Einstellung, genau mein Motto!

In Montreux am Genfer See, 2009 hatte ich dort keine guten Erfahrungen gemacht, ich mag keine Nobelorte, besuchte ich ein goldenes M. Wegen dem WIFI versteht sich. Innerhalb von zehn Minuten ereigneten sich auf diesem Parkplatz zwei Unfälle. Parken können die Schweizer wohl nicht. Der eine war sogar so dreist Fahrerflucht zu begehen. Aber nicht mit mir! Ich sprach den Geschädigten später an und gab ihm meine Daten. Bis heute habe ich nichts von ihm gehört. Ich hoffe es hat sich alles geklärt.

Montreux von oben mit dem Genfer See. Nun ging es nach Bern.

Dieses erreichte ich wenig später auch. Jetzt entschied ich mich, wenn möglich, bis Heim durchzufahren. Ein irres Unternehmen, aber ich wollte nicht noch einmal mein Zelt aufbauen. Außerdem war nach den Pannen das Urlaubsfeeling weg. Ich entschloss mich direkt zu meinen Eltern zu fahren, dort die Tour zu beenden und die letzten Tage bevor es mit der Arbeit weiterging, dort zu verbringen.

Dies hier war das letzte Foto der Tour. Es zeigt Fribourg.

Kurz nach Bern musste ich meinen Reifen ein zweites Mal flicken. Es hatte nicht gehalten. An dieser Tankstelle konnte ich mich das erste Mal seit zwei Wochen Deutsch unterhalten. Zwei Fahrradfahrer füllten dort Luft in ihre Reifen. Wir unterhielten uns gut, bevor sie weiterfuhren. Ich zog mich warm an und fuhr in die Dunkelheit Richtung Heimat.

In der Nacht passierte ich die deutsche Grenze und Stuttgart. Langsam bekam ich Gewissheit, dass ich wirklich durchfahren könnte. Hunger hatte ich, aber alle Fressbuden hatten zu. Außerdem war es verdammt kalt. Selbst meine Notfall-Wärmepads für Schuhe und Handschuhe halfen kaum. Am Morgen frühstückte ich in Kitzingen bei Würzburg und erreichte Ostheim um 12Uhr Mittags. Rechtzeitig zum Mittagessen :). Somit war ich 24Stunden am Stück durchgefahren mit 2-3Stunden Pause dazwischen.

Zurückgelegte Strecke: 830km.

Die nächsten Tage verbrachte ich in Ostheim, bis ich dann wieder nach Nürnberg zur Arbeit fuhr.

Diese Tour war etwas ganz besonderes und ein……Abenteuer. Mal sehen wo es mich nächstes Jahr hinverschlägt.

Es darf mir jeder Vorschläge unterbreiten und natürlich auch mitfahren!

Daten:
Mindestgeschwindigkeit: 13km/h
Höchstgeschwindigkeit: 70km/h
Normalgeschwindigkeit: 55km/h
Strecke: 7000km
Längste Tagesstrecke: 830km
Kürzeste Tagesstrecke: 150km
Ruhe-/Pannentage: 1
Durchschnittsstrecke pro Fahrttag: 335km
Durchschnittsstrecke pro Urlaubstag: 320km
Dauer: 22 Tage
Höchster Pass: 2770m
Höchster befahrener Punkt: 2802m
Stärkste Steigung: ~16%
Teilweise gefahrene Routen: Route des Grandes Alpes, Route d´Hiver.
Länder: Deutschland, Schweiz, Frankreich, Andorra, Spanien, Portugal, Italien

Kosten:
Maut: 4€
Parken: 22€
Sprit: 250€
Pannen/Defekte: 300€ (140€ werden rückerstattet)
Campingplätze: 70€ (4 Nächte)
Hotel/Pension: 28€ (1 Nacht)
Duschen: 4€ (1 Nutzung)
Schwimmbad: 16€ (2 Besuche)
Wäsche waschen: 17€
Sonstiges: 289€ (Verpflegung, Vergnügen, etc.)
Gesamtkosten: 860€

Höhenprofil:

Route:

GPX-Datei der Route:

Track

Spritverbrauch:

Grober Temperaturverlauf:

26 Gedanken zu „4. Tagebuch (Nürnberg-Porto, 7000km, 22Tage, 50ccm, 2012)“

  1. ACHTUNG!

    Ich musste diesen Artikel aus dem Backup neu erstellen wegen Problemen. Deshalb waren alle Kommentare weg. Ich musste diese nun manuell neu einstellen…

  2. Wow,mir verschlägt es die Sprache…..

    Eine Wahnsinns-Tour mit 50ccm,meinen allertiefsten Respekt vor Fahrer und Maschine……wobei ich deine Mitfahrer nicht ausser Acht lassen möchte,auch für ihre gefahrene Leistung mehr als “Hut ab”.

    Jedenfalls danke für deinen Tourenbericht,der angesichts meiner Lesedauer eine Mordsarbeit gewesen sein muss.

    Wie gewohnt wieder tolle Impressionen in Form von Bildern und Text…..man war wieder ein Stück mit dir mit dabei.

    1. Danke für das Lob.
      Die Berichte machen aber immer Spaß, somit sehe ich es weniger als „Arbeit“ an :).
      Diesmal hatte ich aber die Befürchtung dass er zu lang geworden ist…

  3. Salü Bastian und Markus
    Auch ich bin beeindruckt, auch von der Bildern, und was ich alles verpasst habe! Ja, es ist schöner in einer Gruppe zu summen. Auch war das Wetter besser als in der Schweiz. Ich fuhr im Dauerregen fast bis nach Bregenz! In Österreich war es so kühl, und abends rauchten die Kamine im Juli. Ja sogar Napoleon wurde erwähnt. Erstaunlich, ist Markus in 11 Tagen ca. 3000km gefahren und ich in 7,5 Tagen 2827 km. Ja die Pannen sind Zeitschinder. Hat sich gelohnt weiterzufahren! Auch ich musste auf eine Autostrasse weiterfahren, da aus der Bundesstrasse ohne Übergang eine Autostrasse wurde. Die Polizei war immer in Sichtweite vor mir dort… Ich fuhr in der Gegen Kufstein ca. 15km auch auf der Autobahn. Da es bergab ging, erreichte ich eine Geschwindigkeitsrekord von 90km/h. Es war so komisch im Verkehr mit zu schwimmen. Du hast recht, mit den langen Rollerfahren, es war bei mir auch eine Art Meditation oder Lastfahrersyndrom! Oh, nein, auch Du hast die falsche Zündkerze bekommen, wie peinlich. Ja, auch Markus hat einiges verpasst. Auch ich danke für diesen Bericht. Viele Grüsse Michael

      1. Salü Bastian
        Ich bin wieder zurück. In Sizilien war ich (noch) nicht, da mein Budget dieses Jahr auch knapp ist. Meine Frau ist aber immer noch dort. Sie kommt so 17. Okt. zurück. Ich habe eine Traumroute mit viel Sonnenschein entdecke. Ich war bei den Pyramiden und habe wunderbare Orte abgerollert. Hatte wieder gute Begegnungen, die meinen Bericht noch spannender machen. Mehr dann später. Mit dem Roller hatte ich wieder keine Probleme und auch keine Balsen am Oberschenkel, da ich Boxershorts mitgenommen habe. Ich habe im Meer gebadet und den sexy Roller ausgeführt…
        Tschüss Michael

        1. Ah, schön dass du gut wieder daheim angekommen bist. Nunja, Sizilien läuft ja nicht weg und diese Tour war mit Sicherheit auch ergiebig genug :). Ich warte gespannt auf den Bericht.

          Gruß Bastian

  4. Eine schöne, inspirierende Tour mit tollen Fotos. Fahrt mit Eurem Material zur Buchmesse, knüpft Kontakte, da lässt sich ein tolles Buch draus machen! Viele Grüße, Roland

    1. Hallo Roland,
      danke für diesen Tipp, aber ich glaube die viele Arbeit würde ich scheuen :). Die 50er Tourenberichte sind auch eher von einem Randgruppeninteresse, ob sich das lohnt?

      Gruß Bastian

  5. Also ich muss sagen,so fastzinierd war ich noch NIE von einem Text!! habe ihn mir komplett durch gelesen und kann nur sagen: RESPEKT!!!!

    Solange touren habe ich mir nicht mit dem Roller zugetraut 800km an einem Tag reichten mir

    MFG Shawn

    1. Servus Shawn,
      ich danke dir, sowas hört man gern.
      Aber was heißt hier „nicht zutrauen“? Bei 800 selbst gefahrenen Tageskilometern?

      Gruß Bastian

  6. Hallo,
    was für ein wunderbarer Bericht. Da bekomme ich doch gleich wieder Fernweh. Vielleicht schaffe ich es ja, an einem der nächsten Sommertouren teilzunehmen. Dieses Jahr war es leider, trotz Elternzeit, bei mir nicht möglich.

    Aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben.

    Und in nicht mal 15 Jahren kann mein Sohn ja auch ne 50er fahren und mitkommen 🙂

    1. Das klingt doch gut! Du bist herzlich eingeladen die nächste Tour mitzufahren. Schau doch einfach die nächsten Monate hier vorbei, es wird sicher wieder etwas geplant werden!

      Gruß Bastian

  7. Hallo Bastian,

    ich hatte mich ja schon mal Anfang des Jahre als „Fan“ Deiner Tourenberichte geoutet, dieser jedoch ist der Höhepunkt!

    Da ich mit meiner 10PS 125er ähnlich große Touren fahre Spanien, Südfrankreich etc), kann ich Deine Stimmungen und Gefühle während der Reise gut nachvollziehen.

    Mir geht es übrigens ähnlich wie Dir, ich kann den ganzen Tag fahren (ca 500 km Landstasse im Tagesschnitt, mit der 125er) und werde nicht müde dabei.

    BTW, ich meine erkannt zu haben, was Du an dem französischen Kennzeichen des Peugeot lustig fandest:
    Er hat das Euro-Zeichen mit Tape abgeklebt 😉

    Also, nochmals vielen Dank für die tollen Berichte, nd viel Spaß bei deinen weiteren Touren (meine werde ich mit meinem neuen 150er SH-Roller fortsetzen)

    Ciao
    Alex

    1. Hi Alex,
      gibt es von dir auch Berichte? Das wäre sicher interessant!
      Das mit dem Kennzeichen hast du richtig erkannt. Aber Hauptsache Hollande wählen welcher sich auf EU-Gelder stützen will!
      Auf jedenfall dir auch weiterhin gute Fahrt!

      Gruß Bastian

  8. Moin,
    da haste aber was geleistet. Meine Hochachtung. Auch den anderen Beiden zolle ich Respekt. Super Bericht. Da bekomme ich richtig Lust im nächsten Jahr die Schweizer- und Französischen-Alpen unsicher zu machen. Waren die Strassen wirklich so leer wie es auf Deinen Bildern aussieht?

    Viele Grüße!
    Norbert

    1. Hi Norbert,
      ich kann dir den Südwesten von Europa nur wärmstens empfehlen! Es ist wirklich schön dort. Deinen Tipp mit Skandinavien werde ich auch irgendwann mal beherzigen. Aber mich schmerzt als Student das viele Geld was dafür benötigt wird.
      Die Straßen waren wirklich so leer, hauptsächlich im Inland. Das liegt an der Route, dem Navi und der niedrigen Bevölkerungsdichte dort. Abgesehen davon versuche ich immer beim Fotografieren keine Fahrzeuge mit abzulichten. Nichts ist hässlicher wie eine fahrende Dose in der Natur!

      edit: Wie Markus schon sagte, gab es natürlich auch sehr befahrene Pässe. Fast schon wie bei Wallfahrtorten. Dort war vor allem wegen der Tour de France viel Radtourismus, aber auch Motorräder. Wenn du einsame Gegenden bevorzugst, kannst du die durchaus auch in den Alpen finden.

      Gruß Bastian

    2. Servus,

      in den Alpen kommts drauf an, wo du fährst. Am Col du Galibier oder in der Verdonschlucht z.b. war gut was los, wohingegen am Col de la Bonette fast kein Mensch unterwegs war. Lag evtl auch an der fortgeschrittenen Tageszeit. Aber die meisten Gegenden dort sind nicht sehr stark befahren, bis auf einige bekannte Straßen.
      Also machs! 😉

      Grüße vom Markus

  9. Hallo Bastian,

    Finde ich sehr gut Deine Reise Berichte, das muss man erst mal zustande bringen, Handwerklich scheinst Du nicht unbegabt zu sein, sonst hättest Du schon paar mal wieder umdrehen können, Deinen Spruch Reparatur und Weiter ist genau meine Längenwelle.
    Bin 51 Jahre, vor 30 Jahren habe ich Ähnliche Sachen gemacht, nicht 7000km, 4-5000km aber doch.
    Suche schon lange jemand der so was macht, in meinem Bekannten Kreis gibt es leider keinen der so was mit macht, leider, darum suche ich jemand, wenn die Chemie stimmt könnte man mal was machen.
    Ich lese manchmal was von Eichstätt u. Regensburg, meiner einer kommt von Regensburg.
    Würde mich über einen Kontakt freuen !!

    Liebe Grüße aus Regensburg

    Bertl

  10. Bonjour Bastian,
    prima was Du alles mit einer Fuffy machst.
    Aber Dein „französischen Bier“ war ein belgisches aus meiner Region. Maredsous ist ein Kloster in der Nähe von Namur. Dorthin zu scootern wäre auch ne Idee für eine Wochenendtour.
    Alles Gute für Deine Mopedausflüge in 2014.
    Jean-Didier

    1. Hallo Jean-Didier,

      ich danke dir.
      Also war das ein belgisches Bier in belgischem Bierglas. Ich muss mich bei den Franzosen entschuldigen! 😉
      Geschmeckt hat es, aber so ein Glas ist doch keines Biere würdig.
      Vielleicht besuche ich einmal das Kloster, schließlich sind Patres auf der ganzen Welt die besten Bierbrauer.

      Gruß Bastian

  11. Hey, super die Tour!

    Sehr großen Respekt, habe bis jetzt eher kleinere Dinge gefahren – Würzburg nach La Spezia mit 500er Eintopf,
    Würzburg – Elba mit 500er Eintopf. Käfer mit Tauchausrüstung und 2 Rädern innen, sowie Campingausrüstung von Würzburg nach Korsika. Radtour von Düsseldorf nach Texel (NL) hoch. Vespa PX 150 Tour von Düsseldorf nach Domburg ans Meer (NL) und zurück dann nach Würzburg. Achso und mit dem Camperbus von Perth hoch nach Darwin.

    Allen Fahrereien gemeinsam waren wirklich das starke Meditations- / Hypnose-Gefühl. Besonders extrem war es mit dem Rad, wenn man dann um 18.00 Uhr noch nicht wusste wo man schläft und es langsam dunkler wurde 😉

    In der doch vorhandenen Anspannung war ich da manchmal froh, dass diese, meine „inneren Funken“ keiner ertragen musste. Bei den Moped-Touren gab es diese Spannungen dann, da war ich nicht allein.

    Besonders schön leuchtet die Sonne am Horizont über dem Meer,
    wenn man vorher 10 Stunden Richtung Küste durch den Regen geradelt ist.
    Das vergisst man nie.

    Allzeit gute Fahrt & LG
    Fx

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