Werkzeug und Ersatzteile

Kaum etwas fürchtet der Rollertourist so sehr wie eine Panne. Es ist sehr ärgerlich, wenn das Fahrzeug seinen Dienst verweigert und es nicht mehr weiter geht. In entsprechend abgelegenden Gegenden kann diese Situation sogar akut lebensbedrohlich werden. Auch wenn sich wohl die wenigsten Rollerfahrer jemals so weit von der Zivilisation entfernen werden und die meisten auch noch Mitglied im Automobilclub sind, eine Mindestausstattung an Bordwerkzeug und Ersatzteilen sollte man dennoch dabei haben.

Ich erhebe mit diesen Angaben hier keinen Anspruch auf Rechtssicherheit, Richtigkeit der Angaben oder Vollständigkeit und gebe keinerlei Garantien!
Wenn ihr Fehler entdeckt oder zusätzliche Informationen besitzt, lasst es mich bitte wissen.

Der Hersteller legt dem Fahrzeug bei Auslieferung meist eine Minimalausstattung an Bordwerkzeug bei. Meistens handelt es sich dabei um einen primitiven Wendeschraubendreher und einen Zündkerzenschlüssel. Die geringe Qualität dieser Werkzeuge macht sie jedoch nur als absolute Notfallausrüstung brauchbar.
Bei neueren Modellen liegt sogar meist gar nichts mehr dabei.

Es stellen sich also die Fragen „Was braucht man? Was ist wirklich sinnvoll?“ Nun, ich hoffe dass dieser kleine Artikel darüber etwas Klarheit verschafft.

Sinnvolle Bestandteile des Bordwerkzeugs:
Grundsätzlich sollte das Bordwerkzeug dazu geeignet sein die häufigsten Pannen zu beseitigen. Das sind neben kleinen mechanischen Defekten wie abgerissenen Bowdenzügen vor allem elektrische Probleme und Reifenpannen.
Sinnvoll zur Beseitigung kleiner mechanischer Defekte ist eine Auswahl Schraubendreher in für das Fahrzeug benötigten Größen, sowie ein paar Gabelringschlüssel. Man sollte hier nicht einfach ein Werkzeugsortiment aus dem nächsten Baumarkt wählen, das führt nur dazu das man viel unnützes und sperriges Zeug mit sich schleppt.
Als Schraubendreher hat sich ein Universalhandgriff mit verschiedenen Aufsätzen (Bits) bewährt. Bei Schraubenschlüsseln ist es bei manchen Größen sinnig, zwei Stück mitzuführen (gekonterte Schraubenmuttern). Alternativ kann auch ein kleiner Rollgabelschlüssel (Franzose) mitgenommen werden. Ein Messschieber ist kein Muss, aber manchmal hilfreich.

Bordwerkzeug
Abbildung 1: Auswahl notwendiger Werkzeuge

Ergänzt wird dieses Set durch eine kleine Spitzzange und ein Multitool. Letztes gehört zweifellos zu den nützlichsten Elementen im Bordwerkzeug. Es ersetzt in vielen Fällen auch den Universalhandgriff für die Schraubenbits. Schließlich müssen auch Innensechskant oder Torx, manchmal sogar Sicherheitsschrauben, lösbar sein.
Hier führt kaum ein Weg an den, leider nicht gerade billigen, Produkten der Firma Leatherman vorbei. Für den reinen Gebrauch im Bordwerkzeug tut es aber auch ein günstiges Nachahmerprodukt aus dem Baumarkt. So lassen sich einfach Platz und Geld sparen.
Weitere Firmen mit guten Multi-Tool-Produkten sind Victorinox, Wenger, Buck und Gerber. Etwas günstigere stellt Herbertz her.

Multitool
Abbildung 2: Einfaches Multitool aus dem Baumarkt

Je nach Roller kann es zudem sinnvoll sein, das Grundwerkzeug durch Erweiterungen wie Innensechskant- und Vielzahnschlüssel sowie das eine oder andere Sonderwerkzeug (Polradabzieher, Kupplungs-/Variotool) zu ergänzen.

Der häufigste elektrische Defekt ist wohl eine ausgefallene Glühlampe. Zum Wechsel dieser ist bei den meisten Fahrzeugen das oben genannte Werkzeug ausreichend. Zudem sollte ein Zündkerzenschlüssel mitgeführt werden. Insbesondere die Fahrer von Rollern mit Zweitaktmotor kennen das Problem einer schlagartig verkohlenden Zündkerze unter ungünstigen Betriebsbedingungen.

Auch ein Antriebsriemen sollte im Sortiment nicht fehlen. Reißt dieser, geht gar nichts mehr.
Motorenöl gehört ebenso ins Gepäck, wie auch Variorollen und Gleitstücke, falls ihr einen Automatikroller fahrt.

Reifenpannen sind die ärgerlichste Form von Panne.
Bei älteren Reifen mit Schläuchen hilft hier ein Flickset, welches man von Fahrrädern her kennt. Wenn immer es das Fahrzeug erlaubt, sollte ein Ersatzrad mitgeführt werden, da Schlauchreifen des Öfteren lahmen!
Neuere Roller besitzen schlauchlose Reifen. Diese sind robuster, aber eine Reparatur ist dort nicht ganz so einfach. Entweder man benutzt Pannenspray oder ein spezielles Reparaturkit. Beide Methoden sind nur zur kurzfristigen Reparatur gedacht, um zur nächsten Werkstatt zu kommen. Eine dauerhafte Reparatur ist bei Motorrädern verboten! Das Reifenspray ist einfach in der Anwendung, allerdings verbraucht die Flasche viel Platz und kann die Felge versauen. Ich wünsche beim anstehenden Reifenwechsel viel Spaß. Ich empfehle daher Reparaturkits, diese bekommt man beim Motorradladen. Braune Klebestreifen werden in das Loch eingeführt und verklebt. Wenn man es gut macht, kann der Reifen danach ohne Probleme weiterverwendet werden.
Am besten führt man noch CO2-Kartuschen mit, um den Reifen nach der Reparatur aufpumpen zu können, sonst nützt einem das Flicken wenig.

Spezialfall elektrische Ausfälle:
Ausfälle der Fahrzeugelektrik sind besonders bei Nachtfahrten kritisch. Hier könnte eine Lampe von Vorteil sein. Oft sind Diagnose und Behebung am Straßenrand schwierig bis unmöglich. Als sinnvolles Basisrüstzeug für die häufigsten Schwierigkeiten auf diesem Gebiet haben sich Ersatzzündkerze, Ersatzlämpchen sowie Ersatzsicherungen, einige Meter Elektroleitung und einige Lüsterklemmen bewährt. Damit sind die meisten Notreparaturen am Straßenrand problemlos durchführbar.
Wer ein Fahrzeug mit kontaktgesteuerter Zündung fährt, sollte zudem Ersatzunterbrecher sowie einen Ersatzkondensator dabei haben.
Ein Notvorrat an Ersatzteilen ist nie schlecht.

Es ist natürlich schwierig bis unmöglich, für jeden erdenklichen Defekt, die passenden Ersatzteile mitzuführen. Ein wenig elementares Bastelmaterial sollte jedoch immer dabei sein. Dies ist vor allem der viel belächelte „Tüddeldraht“ sowie einige Schrauben, Muttern und Beilegscheiben für das jeweilige Fahrzeug in sinnvollen Größen.
Je nach Fahrzeug sollten zudem Zündkabel und Zündkerzenstecker, eine Zündspule bzw. ein Zündsteuergerät (CDI) und einige Schaltrelais mitreisen. Ein weiteres vielseitig einsetzbares „Baumaterial“ ist eine Rolle Gewebeklebeband (Panzertape). Kriechöl (WD40, Caramba), Schmierfett und Alkohol zum Reinigen können oft gebraucht werden.

Hilfsmittel
Abbildung 3: Kleine Auswahl sinnvoller „Notmaterialien“

Im Motorradzubehör gibt es zudem „Reparatursätze“ für Bowdenzüge. Das sind unkonfektionierte Drahtseilstücke mit passenden Klemm- bzw. Schraubnippeln. Damit lassen sich unterwegs abgerissene Züge instand setzen.

Das Wichtigste dabei nicht aus den Augen verlieren:
Bordwerkzeug alleine beseitigt keine Panne! Es ist nicht sinnvoll eine riesige Auswahl an Werkzeugen und Teilen mit sich zu schleppen, wenn man persönlich nicht in der Lage ist, diese sinnvoll einzusetzen.
Elementare Arbeiten wie das Wechseln von Zündkerze und Glühlampen oder der Ausbau der Räder im Fall einer Reifenpanne sollten zu Hause in Ruhe geübt werden. Unter widrigen Bedingungen am Straßenrand sollten die notwendigen Handgriffe vertraut sein.

Schrauben
Abbildung 4: Auch Schrauben sollten immer dabei sein

Ich würde noch Schraubensicherungskleber mitführen, gegen sich lösende Schrauben.

Wo verstaut man das ganze Zeug?
Zu einem kompakten Päckchen zusammengelegt passen die hier aufgeführten Dinge bei den meisten Rollern problemlos ins Handschuh- bzw. Helmfach. Eine kleine, einfache Kameratasche aus dem Fotoladen nimmt alles sicher auf. Viele Roller haben zudem unter der Verkleidung große Hohlräume, die als Lagerraum zweckentfremdet werden können.

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2. überarbeitete Fassung
© Text und Bilder 2013 Markus Zinnecker, überarbeitet von Bastian Sauer
NUR zur Veröffentlichung auf www.zweitaktfreunde.org und www.slooowriders.de

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